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Nr. 58.

HEIDELBERGER

1861.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Caesaris Commentt. ed. Fr. Kraner.

(Schluss.)
Ja der Verfasser hält es sogar für wahrscheinlich, dass Cäsar
die Bücher vom Bürgerkrieg nicht selbst herausgegeben, dass er sie
vielmehr unvollendet, in Folge seiner Ermordung, hinterlassen, und
darauf glaubt er selbst manche Mängel und Missstände, welche in
diesen Büchern sichtbar sind, zuriickfüliren zu können, so wie die
von Sueton berichtete Aeusserung des Asinius Pollio, wornacb Cäsar
die Absicht gehabt hätte - an deren Ausführung ihn der Tod un-
terbrochen — seine Commeutare zu corrigiren und zu berichtigen.
Dass der Verf. die Annahme einer besonderen täglichen Aufzeich-
nung, der sogenannten Ephemerides, verwirft, liess sich nicht
anders erwarten. Die weitere Frage nach der Glaubwürdigkeit der
Berichte Cäsar’s und der historischen Treue des Geschichtschrei-
bers, die, zumal im Hinblick auf eine Aeusserung eben desselben
Pollio (die übrigens hier auf ihre wahre Bedeutung und ihren rich-
tigen Umfang zurückgeführt wird), man in neueren Zeiten zu be-
zweifeln und selbst zu verwerfen versucht hat, wird vom Verfasser
nicht äusser Acht gelassen, die in jener Behauptung liegende Ver-
kennung des wahren Thatbestandes nachgewiesen, und der natür-
liche, darum auch nicht befremdliche Plan, den Cäsar bei Abfassung
wie Veröffentlichung im Auge hatte, in einer klaren und einsichti-
gen Weise entwickelt, so dass man wohl wünschen möchte, damit
die ganze Sache erledigt zu sehen. Dass Cäsar mit der Veröffent-
lichung dieser Commentare allerdings sein eigenes Interesse zunächst
im Auge hatte, wird man weder bestreiten, noch auffallend finden
wollen: wenn es ihm daran gelegen war, eine richtige Anschauung
und Würdigung dessen, was er geleistet, bei der Mitwelt wie bei
der Nachwelt damit herbeizuführen, und die eine wie die andere
durch eine möglichst ruhige und unbefangen gehaltene Darstellung
seiner militärischen Thaten wie seiner Politik (obwohl diese nur
wenig herangezogen ist) für sich zu gewinnen , sich also gewisser-
massen durch diese Darstellung zu rechtfertigen in den Augen der
Mitwelt und dadurch selbst die grossen Pläne zu fördern, mit denen
sein Geist umging, so wird man diess nur allzu natürlich finden,
aber darum noch nicht berechtigt sein, dem Geschichtschreiber eine
Entstellung der Facta — wovon ibn schon die eigene Klugheit, den
politischen Feinden gegenüber, abhalten musste — eine absicht-
lich unternommene Beeinträchtigung der Wahrheit, also Fälschung
LIV. Jahrg. 12. Heft. 58
 
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