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Nr. 36. HEIDELBERGER 1861.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
51. Vortrag des Herrn Dr. Wundt „über die Entste-
hung des Glanzes“, am 26. April 1861.
Von Dove ist zuerst die Erscheinung des Glanzes bei stereo-
skopischer Vereinigung von Schwarz und Weiss oder verschiedener
Farben beobachtet und darauf eine Hypothese über die Ursache des
Glanzes gegründet worden. Glanz entsteht nämlich nach Dove
immer, wenn auf ein Auge oder auch auf beide Augen verschiedene
Helligkeiten oder Farben einwirken: die Unfähigkeit unseres Auges,
gleichzeitig sich Farbestrahlen von verschiedener Brechbarkeit anzu-
passen und das hierdurch bedingte Undeutlichsehen der einen Farbe,
während die andere deutlich gesehen wird, soll das Phaenomen
des Glanzes verursachen. Eine grosse Zahl von Thatsachen ist
geeignet diese Hypothese zu widerlegen. Zunächst entsteht sehr
intensiver Glanz bei der stereoskopischen Vereinigung verschie-
dener Helligkeitsgrade derselben Farbe oder von gemischtem Licht,
also z. B. von Schwarz und Weiss; ferner richtet sich bei der Ver-
einigung verschiedener Farben die Intensität des Glanzes keineswegs
nach der Entfernung der Farben im Spektrum, sondern lediglich
nach ihrer subjektiven Verschiedenheit, so dass z. B. Violett und
Roth keinen oder nur sehr schwachen Glanz geben, während die
Combination von Grün und Gelb ziemlich lebhaft glänzt. Endlich
entsteht niemals Glanz, wenn man diffuses Licht mischt, sondern
immer nur bei der Combination farbiger Objekte: es muss immer
wenigstens die eine Farbe deutlich begrenzt erscheinen.
Zur Erforschung der nähern Bedingungen des Glanzes ist das
Studium des stereoskopischen Glanzes nicht ausreichend, weil dieser
immerhin nur ein ganz spezieller Fall ist. Wir können auch mit
einem Auge Glanz sehen. Man spiegle über einem farbigen Objekt
ein anderes farbiges Objekt mittelst einer darüber gehaltenen ge-
neigten Glasplatte so, dass das Spiegelbild hinter dem direkt gese-
henen Gegenstand liegt. Contrastiren die Farben und sind die Ob-
jekte gegen einander begrenzt, so erhält man den Eindruck eines
lebhaften Glanzes. Dieser verschwindet aber augenblicklich, wenn
man entweder die spiegelnde Glasplatte so dreht, dass der Ort des
Spiegelbildes und des direkt gesehenen Objektes zusammenfallen,
oder wenn man das gespiegelte Objekt so wählt, dass es das direkt
LIV, Jahrg. 8. Heft. 36
 
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