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Nr. 41. HEIDELBERGER 1861.
JAHRBÜCHER BRR LITERATUR

Verhandlungen des naturhislorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
63. Vortrag von Herrn D r. Oppenheimer „über Rheu-
matismus und dessen Behandlung“, am 12. Juli 1861.
Meine Herren! Vor einiger Zeit habe ich Ihnen einen Vortrag
über die Behandlung des Rheumatismus vermittelst des elektrischen
Stromes angekündigt. Ich konnte mich jedoch nicht entschliessen, den-
selben zu halten, weil ich bei der Ausarbeitung ganz ähnliche Fälle in der
Litteratur verzeichnet fand. Schon Grapengieser empfahl 1801 die
Elektrizität gegen Rheumatismus und Gicht und nach der Entdeckung
des Galvanismus wurde die Anwendung der Elektrizität noch allge-
meiner. Jedoch war dies nicht von langer Dauer und cs trat eine
Periode ein, wo die elektrischen Apparate nur zur Ausschmückung
ärztlicher Studirstuben benützt wurden. Erst in den Jahren zwischen
1820 — 30, nachdem man die Ursachen des Rheumatismus in einer
eigenthümlichen Einwirkung atmosphärischer Elektrizität auf den
Körper zu finden glaubte, hat man wiederum sowohl statische al3
strömende Elektrizität als Heilmittel gegen Rheumatismus benützt,
und die Empfehlungen derselben sind in den Schriften aus jener
Zeit sehr verbreitet. Allerdings stützten sich diese Empfehlungen
mehr auf naturphilosophische Spekulationen, als auf wissenschaftliche
Schlüsse, aber die Heilerfolge sind nicht zu bestreiten. Sobald aber
die vage Theorie der schädlichen Einwirkung atmosphärischer Elektri-
zität gefallen war, so wurden auch die therapeutischen Erfahrungen
vernachlässigt, und die Anwendung der Elektrizität sehr selten. Nur
Froriep hatte eine grosse Zahl von Beobachtungen gemacht und
dieselben in seinem Werke „über die rheumatische Schwiele“ nie-
dergelegt. Leider ist dies Buch nicht derartig gewürdigt worden,
wie dasselbe es verdient hätte, und so wurde die Elektrizität zum
zweiten Male vergessen. Erst im Jahre 1848 wurde dieselbe von
Duchenne für praktische Zwecke wieder eingeführt und seit dieser
Zeit wurde sie gegen die verschiedensten krankhaften Vorgänge mit
Erfolg gebraucht. Auch wurden wiederum rheumatische Krankheiten
mittelst Elektrizität behandelt und viele Fälle beschrieben. Alle stim-
men mit den früher erzählten vollkommen überein, und abgesehen von
der verbesserten Methode der elektrischen Behandlung haben sie nichts
Neues in Bezug auf die Anwendung gegen Rheumatismus gebracht.
Diesen Vorwurf wollte ich vermeiden und habe desshalb
den angekündigten Vortrag nicht gehalten; ich habe mich aber
LIV. Jahrg. 9. Heft. 41
 
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