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582

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

Die geringe Entwicklung der Bewegungswerkzeuge, der Füsse
und des Schwanzes bei den Isopoden bestimmt diese dagegen von
vorne herein mehr zu versteckter, geschützter Lebensweise, der
Mangel von Greiffüssen und ihre schwachen Mundwerkzeuge weisen
sie besonders auf leicht zu bewältigende, weiche Nahrung an. Bei
solchen unvollkommnern Eigenschaften der Bewegungs- und Ernäh-
rungsorgane kommt leicht die Qualifikation zu parasitischer Lebens-
weise und finden wir die Abtheilung der Cymothoadae durch die
Umwandlung der Lauffüsse zu Klammerfüssen rasch zu solchen ein-
gerichtet. Statt leicht beweglich kleine Beute aufzusucben hängen
sie an grösserer fest, aus ihren Säften und weichen Theilen die
Nahrung nehmend. Im Gegensatz zu einem Theile der Ampbipoden
sind dann die jungen Individuen leichter beweglich, ihre Schwänze
verhältnissmässig länger, ihre Augen grösser.
Wenn schon bei denen unter ihnen, die statt auf der schuppi-
gen Haut der Fische in der Mundhöhle oder an den Kiemen, also
versteckt leben, die Körperbedeckung weniger solide ru sein braucht,
so gilt das in höhern) Grade für die Epicaridae. Durchaus weich
haben sie die Schale der Krebse, unter der sie wohnen, als
schützende Decke. Die Verkümmerung der Augen erreicht einen
höhern Grad.
Auch die in den frei lebenden Formen nur kriechenden Lämo-
dipoden bedürfen geringer Modifikationen, um dem Schmarotzerleben
angepasst zu werden, und die Unterschiede beider Abteilungen sind
nicht tief eingreifend. Die frei lebenden haben längere Füsse und
Greiforgane, die parasitischen kurze Beine zum Anklammern.
Wir sehen so in den verschiedenen Abtheilungen der höhern
Krebse die Umwandlungen der einzelnen Organgruppen, welche für
parasitisches Leben staltfinden, an den verschiedensten Punkten durch
allmälige Uebergänge vermittelt.
Unter den niedern Krebsen dürfen wir die anomalen Rotatorien,
die allerdigs auch zum Theil schmarotzen, und die den Lämodipö-
den in der Lebensweise am meisten ähnelnden Pyknogoniden aus der
Betrachtung lassen. Sind sie doch in der That vermittelnde Grup-
pen auf der Gränze des Gebietes der Krebse und dürfte wohl für
die Pyknogoniden die genauere Kenntniss der Entwicklung eher die
Stellung unter den Milben anweisen. Aber auch von den Pöcilo-
poden und den Ostrakoden, sowie den fossilen Trilobiten haben wir
an dieser Stelle nichts zu sagen.
Die Branchiopoden dagegen, und vielleicht sind die Ostrakoden
doch in näherm Verbände mit ihnen zu halten, liefern den Anfang
einer Reihe, die als mit den zu einer sessilen Lebensweise verur-
theilten Formen der Balaniten sich endend betrachtet werden kann,
während von den Copepoden aus eine zweite ihren Ursprung nimmt
die\ mit wahrhaft parasitischen Arten endet und in den niedersten
Formen die aus der Bewegung dienenden Einrichtungen gewonnene
Charakteristik der Arthropoden nicht mehr erkennen lässt.
 
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