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Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.
bryonale, aber doch immer freibewegliche Gestalten bei. Dass Thiere,
wenn sie sessil werden, den Rücken nach unten wendend mit die-
sem anwachsen, ist eine sehr allgemeine Regel. Die frei schwim-
mendenjungen sichern die Verbreitung im Raum, bewegliche Zwerg-
männchen oder Zwitterthum die Befruchtung. In den sessilen Thieren
sind die Bewegungsorgane und die Sinneswerkzeuge verkümmert.
Augen und Antennen fehlen, der Schwanz ist rudimentär; die sechs
Thorakalfusspaare in lange vielfach gegliederte Fäden auslaufend
würden sehr ungeeignet sein, das Thier voran zu bringen, aber sind
sehr passend, durch ihre beständige Bewegung einen Strudel zu er-
zeugen, der den schwachen Mundwerkzeugen die Nahrung zuführt.
Da finden sich nun, je nachdem der Rücken sich zu einem Stiel
auszieht oder nicht und je nachdem die Mantelartige Hautduplikatur
an sich solider ohne Kalkschale auftritt, oder selbst zart, aber durch
ein in sehr verschiedner Weise eingetheiltes Kalksekret gedeckt er-
scheint, die weitern Unterschiede zwischen Lepadidae und Balanidae
und für die Gattungen in diesen Familien begründet, ohne tief in
die Organisation einzugreifen.
Wo also in dieser ersten Gruppe Anheftung vorkommt, findet
sie auf dem Rücken statt und dem entsprechend findet sich wenig-
stens für die zweischaligen und die sessilen Formen auch ein Raum
auf dem Rücken unter dem Schutze des Mantels oder der Schale
zur Brutpflege angewiesen.
Umgekehrt findet in der andern Reihe, den Entromostraca im
engem Sinne oder den Cyclopigenia, welche die nicht scharf zu
sondernden Copepoda und die Siphonostomata mit den Lernaeadae
umfassen, falls ein Anheften vorübergehend oder dauernd vorkommt,
dies stets an der Bauchseite statt. Es ist dann kein Anwachsen da im
wahren Sinne des Wortes durch Verklebung des chitinigen oder
kalkigen Sekrets der Haut in der Mantelduplikatur mit einer lebenden
oder unbelebten Unterlage. Vielmehr handelt es sich um ein dauerndes
Festhalten einer Beute mit den gegliederten Anhängen des Körpers,
die somit im Allgemeinen wesentlich anders modifizirt erscheinen
müssen, als w’enn sie dem Schwimmgeschäfte dienen. Dass das
erfasste Thier im Allgemeinen grösser ist als der Krebs, dass es
nicht von ihm vernichtet wird, sondern leben bleibend ihn dauernd
zu speisen vermag, das macht hier den Pajasitismus.
Diese Reihe ist ohnstreitig die interessanteste und liefert durch
das Verlorengehn der der Empfindung und Ortsbewegung dienenden
Organgruppen diejenigen Schmarotzerkrebse, welche am schwierigsten
den Arthropodenbau erkennen lassn.
Auch bei ihnen wurde lange nachdem die Zusammengehörigkeit
der parasitischen und der freien Formen auf dem Wege der Ent-
wicklungsgeschichte erkannt worden war, gleichfalls durch den Ver-
gleich der Erwachsnen das Allmälige der Degradation nachgewiesen
und erwarb sich namentlich Claus durch das Uebersichtlichmachen
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.
bryonale, aber doch immer freibewegliche Gestalten bei. Dass Thiere,
wenn sie sessil werden, den Rücken nach unten wendend mit die-
sem anwachsen, ist eine sehr allgemeine Regel. Die frei schwim-
mendenjungen sichern die Verbreitung im Raum, bewegliche Zwerg-
männchen oder Zwitterthum die Befruchtung. In den sessilen Thieren
sind die Bewegungsorgane und die Sinneswerkzeuge verkümmert.
Augen und Antennen fehlen, der Schwanz ist rudimentär; die sechs
Thorakalfusspaare in lange vielfach gegliederte Fäden auslaufend
würden sehr ungeeignet sein, das Thier voran zu bringen, aber sind
sehr passend, durch ihre beständige Bewegung einen Strudel zu er-
zeugen, der den schwachen Mundwerkzeugen die Nahrung zuführt.
Da finden sich nun, je nachdem der Rücken sich zu einem Stiel
auszieht oder nicht und je nachdem die Mantelartige Hautduplikatur
an sich solider ohne Kalkschale auftritt, oder selbst zart, aber durch
ein in sehr verschiedner Weise eingetheiltes Kalksekret gedeckt er-
scheint, die weitern Unterschiede zwischen Lepadidae und Balanidae
und für die Gattungen in diesen Familien begründet, ohne tief in
die Organisation einzugreifen.
Wo also in dieser ersten Gruppe Anheftung vorkommt, findet
sie auf dem Rücken statt und dem entsprechend findet sich wenig-
stens für die zweischaligen und die sessilen Formen auch ein Raum
auf dem Rücken unter dem Schutze des Mantels oder der Schale
zur Brutpflege angewiesen.
Umgekehrt findet in der andern Reihe, den Entromostraca im
engem Sinne oder den Cyclopigenia, welche die nicht scharf zu
sondernden Copepoda und die Siphonostomata mit den Lernaeadae
umfassen, falls ein Anheften vorübergehend oder dauernd vorkommt,
dies stets an der Bauchseite statt. Es ist dann kein Anwachsen da im
wahren Sinne des Wortes durch Verklebung des chitinigen oder
kalkigen Sekrets der Haut in der Mantelduplikatur mit einer lebenden
oder unbelebten Unterlage. Vielmehr handelt es sich um ein dauerndes
Festhalten einer Beute mit den gegliederten Anhängen des Körpers,
die somit im Allgemeinen wesentlich anders modifizirt erscheinen
müssen, als w’enn sie dem Schwimmgeschäfte dienen. Dass das
erfasste Thier im Allgemeinen grösser ist als der Krebs, dass es
nicht von ihm vernichtet wird, sondern leben bleibend ihn dauernd
zu speisen vermag, das macht hier den Pajasitismus.
Diese Reihe ist ohnstreitig die interessanteste und liefert durch
das Verlorengehn der der Empfindung und Ortsbewegung dienenden
Organgruppen diejenigen Schmarotzerkrebse, welche am schwierigsten
den Arthropodenbau erkennen lassn.
Auch bei ihnen wurde lange nachdem die Zusammengehörigkeit
der parasitischen und der freien Formen auf dem Wege der Ent-
wicklungsgeschichte erkannt worden war, gleichfalls durch den Ver-
gleich der Erwachsnen das Allmälige der Degradation nachgewiesen
und erwarb sich namentlich Claus durch das Uebersichtlichmachen