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Nr. 12. HEIDELBERGER 1863.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Grundriss der Differential- und Integralrechnung mit Anwendungen.
1. Theil. Differential-Rechnung mit 69 Figuren im Texte von
Μ. Steg em ann, Assistenten für prakt. und darstell. Geometrie
an der polyt. Schule zu Hannover. Hannover. Helwingsche
-Hofbuchh. 1862. (272 S. in 8).
Wie in der elementaren Mathematik die Zahl der Lehrbücher
Legion ist, so — scheint es — soll es auch für die höhere Ma-
thematik werden. In unsern vorgeschrittenen Zeiten beginnt man
seine mathematische Laufbahn mit Herausgabe eines „Grundrisses“
oder etwas Aehnlichem über höhere Mathematik, statt zuerst durch
Unterricht und wissenschaftliche Einzelarbeiten sich zu einer syste-
matischen Behandlung einer grössern Abtheilung der Wissenschaft
vorzubereiten. Es wird sich allerdings dabei fragen, was auf
solche Weise entsteht, und wie lange das Ling vorhält; allein
man wagt es einmal, und man setzt dem Buche voran, dass man
„vor allen Dingen der didactischen Forderung möglichster Fass-
lichkeit genügen“ wolle. Aus langer Erfahrung sind wir gewohnt,
eine derartige Angabe als eine Art zulässiger Entschuldigung für
unwissenschaftliche Darstellung anzusehen, indem in der Regel der
Verfasser seinen Beruf zur Abfassung eines Lehrbuchs, den er
von der Wissenschaft nicht erhalten hat, vom Unterrichte ableiten
will. Wir wissen nicht, in wie weit der Verfasser des vorliegenden
Werkes, der wenig bekannt ist, mit dem Unterrichte in der Dif-
ferential- und Integralrechnung vertraut ist; aus seinem Buche
aber müssen wir schliessen, dass er nicht im Stande ist, einem
Schüler wirklich klares Verständniss der höheren Mathematik bei-
zubringen, aus dem einfachen Grunde, weil er sie selbst nicht zu
besitzen scheint.
Dieses Urtheil, das allerdings kein günstiges ist, wird aus dem
Nachstehenden als begründet hervorgehen, wobei wir zum Voraus zu-
setzen, dass wir eine Darstellung der höhern Mathematik, wie sie im vor-
liegenden Buche der Oeff'entlichkeit übergeben worden, in unsern
Tagen nicht mehr für möglich gehalten haben, wenn gleich in
ziemlicher Nähe vom Verfasser Schriftsteller von gleichem wissen-
schaftlichem Gehalte die Welt mit den Erzeugungen ihres Geistes,
zur Bequemlichkeit des lernenden Publikums, beglücken.
Das Buch beginnt mit einer „Einleitung“, welche den Begriff
einer Funktion, und sodann Hilfssätze aus der algebraischen Ana-
lysis enthält. Diese sind der Zahl nach verhältnissmässig· wenige,
nämlich — und das ist so ziemlich Alles, was im Buche von
LVL Jahrg. 3. Heft. 12
 
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