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Nr. 22.

HEIDELBERGER

1863.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.

I. Sitzung den 28. November 1892.
1. Vortrag des Herrn Geh. Hofrath Lange „überPuer-
p eralfieber.“
2. Vortrag des Herrn Dr. Knauff „über eine merk¬
würdige Missbildung.“
3. Vortrag des Herrn Dr. Knapp „über einen Fall von
eigenthümlicher Staarextraktion.“
(Das Manuscript wurde am 17. März 1863 eingereicht.)
Dr. Knapp stellte eine 40jährige Frau von sehr schwächlichem
Körperbau und anämischer, welker Haut vor, deren linkes Auge früher
an den Folgen einer Staaroperation zu Grunde gegangen war. Das
rechte war so tiefliegend und hatte eine so enge Lidspalte (17 Mm. lang),
dass ein Hornhautschnitt mit einem Staarmesser durchaus unausführ-
bar gewesen wäre. Selbst bei der Skleronyxis würde die Bewegung
der Nadel durch die Lidcommissur sehr gehemmt worden sein.
Dr. Knapp entschloss sich desshalb folgende Modifikationen der
Extraktion vorzunehmen. Zuerst wurde die Lidcommissur nach
aussen durch einen einfachen Scheerenschnitt erweitert, damit die
Instrumente mehr Spielraum erhielten. Zwei Tage später wurde
künstliche Pupillenbildung nach unten gemacht als Vorbereitung zu
der später vorzunehmenden Extraktion. Die Patientin wurde nach
8 Tagen entlassen. Nach etwa 3 Monaten wurde die Extraktion
in folgender Weise ausgeführt: Mit einem gekrümmten Lanzenmesser
wurde ein Einschnitt am untern Hornhautrande gemacht und dieser
mit einer gekrümmten Scheere nach beiden Seiten hin erweitert,
bis er für den Austritt der Linse hinreichend gross war. Die
breiige Corticalis trat leicht aus, als aber der harte Kern zögerte,
wurde er mit dem Waldau’schen Löffel bequem herausbefördert.
Einige Rindenreste wurden noch mit dem Daviel’schen Instrument
entfernt und einige wenige blieben im Auge zurück. Ein bedenk-
licher Zufall kam bei der Operation nicht vor, der Lappen lag gut
an und ein gewöhnlicher Charpieflanellverband wurde angelegt. Die
Heilung ging gut und vollständig von Statten, und die Patientin
LVI. Jahrg. 4. Heft. 22
 
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