Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
194

Ueberweg: Geschichte der Philosophie.

Die Philosophie wird als die Wissenschaft der Princi-
pien bestimmt. Dadurch wird der universelle, die Philosophie von
den übrigen Wissenschaften unterscheidende Charakter hervorge-
hoben. In der kleiner gedruckten Ausführung werden möglichst
erschöpfende Mittheilungen über die Worte: φί,λόοΌφο^, φι,λοΰοφία
und φίλοΰοφεΐν, ausserdem auch Sokrates’, der Sokrati-
ker, Plato’s, Aristoteles’, der Stoiker, Epikurs,
der L e i b n i z i s ch - W ο 1 f fi s c h e n Schule, Kants, Herbarts
und Hegels Begriffsbestimmung der Philosophie gegeben. Der
Herr Verf. sucht durch die Entwicklung dieser Ansichten die
Richtigkeit der von ihm ausgeführten Definition darzuthun. Ari-
stoteles hat ihren Begriff weiter dahin beschränkt, dass er sie
die Wissenschaft der ersten Anfänge und Ursachen nennt. Dadurch
sind nicht alle Principien, sondern nur diejenigen, von welchen
die Principien aller anderen Wissenschaften abgeleitet werden, die
Gegenstände der Philosophie. Immer aber erhalten wir durch eine
Auffassung der Philosophie im Sinne des Herrn Verf. nur ihre
formelle, nicht aber ihre materielle oder stoffliche Bedeutung.
Schwegler hat die Philosophie als die „denkende Betrach-
tung der Dinge“ bezeichnet. Allein auch eine solche Begriffs-
bezeichnung bleibt ungenügend. Denn es entsteht die Frage: Worin
besteht denn ein solches Denken, wenn es ein philosophisches
sein soll? Es ist das voraussetzungslose Forschen nach dem Wesen,
dem Ursprung und den Verhältnissen aller Erschei-
nungen und die Wissenschaft von dem Wesen, dem Ursprünge,
und den Arerhältnissen aller Erscheinungen ist nach des Ref, Dafür-
halten Philosophie. Natürlich werden unter Erscheinungen
nicht nur die äussern (Dinge), sondern auch die innern (Ge-
danken, Vorstellungen, Begriffe, Urtheile, Schlüsse) verstanden. Eine
solche Begriffsbestimmung gibt der Philosophie ihre allgemeine und
zugleich ihre formelle sowohl als ihre stoffliche Beziehung. Sehr
richtig wird die Geschichte im objectiven und subjectiven
Sinne unterschieden. Die griechischen Worte ίΰτορία und ίϋτορεΐν
bezeichnen nicht die Geschichte im objectiven Sinne, sondern die
subjective Thätigkeit des Erforschens der Thatsachen, während
das deutsche Wort: Geschichte von Geschehen die objective
Bedeutung gibt. Die Geschichte im objectiven Sinne wird von dem
Herrn Verf. also definirt: „Sie ist der Process der zeitlichen Ent-
wickelung der Natur und des Geistes.“ Ref. hält diese Begriffsbe-
stimmung nicht für genau. Einmal liegt es im Wesen des Pro-
cesses, dass er eine Entwickelung und im Wesen jeder Entwicke-
lung, dass sie eine zeitliche ist. Dann bezieht sich die Geschichte,
objectiv genommen, im engern oder eigentlichen Sinne nur auf den
Menschengeist und die Entwickelungen seiner Freiheit, welche sich
in Thaten offenhart. Geschichte im eigentlichen Sinne umfasst nicht
die natürlichen, körperlichen oder leiblichen, sondern nur die gei-
stigen Entwickelungen der Menschheit. Auch fällt die Geschichte
 
Annotationen