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Weigand: Traite de Versification frangaise.

Barbieux’s), der auch, der seinige ist, und der darin besteht, de
saisir le fils conducteur du genie· national, au Heu de vouloir mar-
cher sur les traces d’Horace. Das System dieser Verslehre hat
weder die Quantität (wie die Metrik der Griechen und Römer),
noch den Accent zur Voraussetzung (wie die Verskunst der Deut-
schen und Briten).
Die f ranzösische Verskunst ist hiernach weder
q u antitire n d, noch acc entuir end, und es erfordert Studium,
noch trotz des Buches, um zu erfahren, worin der nationale Genius
sich ausspricht, damit man ihn nicht mit einer abgethanenen Metrik
(der quantitirenden) noch belästigt, oder aber mit einer unent-
wickelten Verskunst (der accentuirenden) schon überrascht.
Den Stoff der Verskunst vertheilt der Verf. auf zwei Bücher,
worin das erste die Grundlegung (Principien) enthält, das zweite
die Gesetze der Flarmonie. Diese Anordnung, zwar abweichend von
der gewöhnlichen in andern Büchern über Verskunst, gibt seinem
Buche eine eigenthümliche Gestalt. In ersterer werden die Silbe,
der Fuss, der Vers und Versformen unter dem rhythmischen Ge-
sichtspunkte betrachtet; in letzterer die Kakophonien (Hiatus u. s. w.).
Das dritte Buch, das diesen zweien folgt, handelt von den „poeti-
schen Licenzen“, in Bezug worauf der \rerfasser orthographische,
phraseologische, grammatische und syntaktische unterscheidet. Ein
Anhang (Des Licences du style marotique et du style poissard) bil-
det den Schluss der Abhandlung.
Nach dieser Uebersicht, liegt es uns ob, in die einzelnen Ab-
schnitte näher einzudringen. Des Verfassers Behauptungen von der
griechisch-römischen Metrik, in ihrem Unterschiede von der deut-
schen, französischen etc. Verslehre, sind etwas vage, wie gleich
die folgende Aeusserung lehrt: ,,L’accent grammatical n’y est point
respecte“, eine Behauptung, die durch jeden Prosodiacus widerlegt
wird; ferner heisst es: „Pour la plupart C accent metrique et V accent
grammatical ne co'incident pas.“ Derselbe Prosodiacus beweist das
Gegentheil auch hiervon: mutcitas dicere formas | recubans, sub teg-
mine fagi j Troiae, qui primus ab oris j ut ne'mo quam sibi sortem |
summa dicende Camena.
Er äussert dann S. 12: „Ce ne fut qu’au seisieme siecle, epo-
que oü la langue est fixee, que la versification ancienne se changea
en versification moderne“, wogegen wir nichts einwenden, und be-
gründet Dieses damit, dass Marot noch an den früheren metrischen
Traditionen hält, Ronsard und seine Nachahmer ihre Formen bei den
Alten holten. Da sei Malherbe, und mit seinem Auftreten eine Menge
neuer bis jetzt als mustergültig fortbestandener Formen entstanden.
Richtig ist es, die reimende Kirchenpoesie des 4. Jahrhunderts
u. a. als eine der bestimmenden Einflüsse für den französischen
Accent (den oratorisclien) betrachtet zu haben.
Von § 7 — 23 gibt er nach der Anleitung des Alphabets eine
Uebersicht über die möglichen Vocalpaarungen, denen an Vollsten-
 
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