Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
240

0. Keller: lieber die Griechische Fabel.

lieh auch bei ihm die Teudenz einer satyrischen Auffassung der
damals herrschenden Unsittlichkeit, hervortritt (391sqq).
Da Babrius sich für den Erfinder einer neuen Muse hält,
kömmt Kallimachus, wenn er auch einige Apologe in Choliamben
dichtete, weniger neben ihm in Betracht Heimath des Fabulisten
ist nach manchen Andeutungen zu schliessen, Syrien gewesen; ver-
muthlich lebte er zu der Zeit als der achaeische Bund seine letzten
Anstrengungen machte um sich gegen die Römer zu behaupten und
war, wenn man die wichtige Nummer 85 darauf beziehen darf, Er-
zieher des Branchus, des Sohnes von Alexander Balus, der über
Syrien 150—147 herrschte, und dann entthront wurde. Branchus
scheint auch nach der Ermordung des Vaters unter Babrius’ Auf-
sicht geblieben zu sein, einem präsumtiven Thronerben konnte er
kaum ein solches Buch widmen, worin von einer solchen Bestim-
mung nirgend die Rede ist.
Im Stile des Babrius erkennt man eine geschmackvolle An-
wendung des Classischen, insbesondere hat er die neue Komödie
im einzelnen oft nachgebildet, ihren Ton aber auch durch Elemente
der epischen und tragischen Phraseologie veredelt. Grosse Aehn-
lichkeit entdeckt K. mit Apollonius Rhodius, (siehe die sorgfältige
Zusammenstellung 397—401), wo auch Anklänge an andere Ale-
xandriner wie Theokrit, Kallimachus, Nikander, Meleager und Anti-
pater nachgewiesen werden. Die metrische Eigenthümlichkeit des
Babrianischen Verses besteht darin, dass im sechsten Fusse überall
der Accent auf der vorle tzten Silbe ruht und die letzte Silbe nie kurz ist ;
im fünften Fuss wird der Spondeus wo möglich vermeiden. Roher-
trägen wurde zu Anfang des dritten Jahrhunderts nach Christus
die Sammlung des Babrius von Julius Titianus in lateinische Prosa
zu rhetorischen Zwecken, später metrisch von Avianus; noch im
Mittelalter gab es in Griechenland manchen Nachahmer des Babrius,
solchen hat man die vielen Corruptelen seines Textes zuzuschreiben.
In Obigem hat Ref. die wichtigsten Ergebnisse der mit grosser
Gelehrsamkeit und Gründlichkeit abgefassten Schrift znsammen-
gedrängt. Ausserdem wollen wir noch aufmerksam machen auf die
bündige Widerlegung der Hypothesen, zufolge welcher Aesops
Fabeln bald aus Aegypten, bald aus Palästina, bald aus Arabien zu
den Griechen gelangt wären (324 — 332); sodann auch die Erörte-
rung der aus zwei heterogenen Partieen combinirten Biographie
des Aesop von Planudes, nämlich aus einem kleinasiatisch-griechi-
schen und einem syrisch-orientalischen Tlieil (363—373), endlich
auf die sinnreiche Behandlung der Arkesilaos - \Tase (356 — 358);
der Verf. erkennt auf ihr den „König des kyrenaeischen Landes
umgeben von den Thieren der kyrenaeischen Fabel.“
 
Annotationen