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Wiener: Die Grundzüge der Weltordnung.

Das erste Buch, welches von cler nicht geistigen Welt
handelt (S. 3— 241), entwickelt in der ersten Abtheilung die
Grundeigenschaften des Stoffes (S. 3—44), in der zwei-
ten die Gleichgewichtslagen der Atome (S. 44 —103),
in der dritten die Wärmeschwingungen der Atome
(S. 103—200), in der vierten die chemischen Erschei-
nungen (S. 200 —213), in der fünften die Erscheinungen
in der belebten, nicht geistigen Welt (S. 213—241).
Ref. will gleich im Anfänge schon auf das Missliche in den
V’ordersätzen aufmerksam machen, von welchen der Herr Verf. zur
Begründung des Materialismus, seiner eigentlichen Weltan-
schauung, ausgeht. Er sagt, nachdem er S. 6 die Eigenschaft der
Trägheit oder des Beharrungsvermögens angeführt hat: „Der Stoff
kann weder, wenn er in Ruhe ist, sich von selbst Bewegung er-
theilen, noch, wenn er sich in Bewegung findet, diese der Rich-
tung oder der Geschwindigkeit nach ändern. Die Ursache jeder
Bewegungsveränderung liegt äusser ihm und heisst Kraft.“ Man
kann demnach die Kraft nicht als eine blosse Eigenschaft der
Materie ansehen, da sie nicht im Stoffe liegt. Da die Ursache
jeder Bewegungsveränderung äusser dem Stoffe liegt, so muss diese
Ursache auch noch etwas Anderes, als blosser Stoff, sein. Ein Stoff
wird vom andern bewegt. Der eine Stoff ist also bewegend und
steht als Ursache, der andere bewegt und steht als Wirkung da.
Da aber die Ursache der eigentlichen Bewegungsveränderung nicht
im Stoffe, also auch nicht im bewegenden Stoffe liegt, so setzt
dieser bewegende Stoff wieder einen andern und zwar so lange
voraus, bis wir in der Reihe der bewegenden und bewegten Er*-
scheinungen auf die letzte und daher eigentliche Ursache der Be-
wegungsveränderung kommen. Diese ist ja das äusser dem Stoff
liegende, folglich das Unstoffliche, die Kraft. Demnach erscheint
hier die Kraft als das den Stoff Leitende und ist der eigentliche
Anfang, ohne welchen keine Veränderung des Stoffes denkbar ist.
Hierin findet darum der Idealismus mit gleicher Stärke seine Be-
rechtigung, wie der Materialismus, weil der Stoff in all seiner Ver-
änderung die äusser ihm liegende Kraft voraussetzt, während frei-
lich auch die Kraft einen Stoff haben muss, den sie verändert.
Immer aber bleibt die Kraft das Thätige, das Verändernde, der
Stoff das Leidende, von ihr Abhängige, Veränderte.
(Schluss folgt.)
 
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