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Kr. 33.

HEIDELBERGER

1872.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Zur Geschichte der Wegführung der Heidelberger
Bibliothek uach Rom im Jahre 1623.

(Schluss.)
Dort erwartete er am 25. die letzte Abtheiluug mit secbsundzwanzig
Kisten, die noch zu Mo r b egn o , etwa fünf Stunden oberhalb Colico,
zurück waren, als die Nachricht von einem dort ausgebrochenen Brande
eintraf*), welcher einen Theil des Orts zerstört habe. Indessen die so-
fort eingezogenen Erkundigungen ergaben alsbald das erfreuliche Re-
sultat, dass die Bücherkisten von dem Brand verschont geblieben
waren. Von Colico wurden die Kisten auf zwei Schiffen nach Como
über den See gebracht, dann zu Lande auf Wagen von Como nach
Mailand, wo Allatius die Kisten in Sicherheit bringen und die,
weiche gelitten hatten, wieder ausbessern und herstellen liess: der
von ihm nach Mailand vorausgeschickte Diener war unterwegs aus-
geplündert worden ; auch ergaben sich in Mailand manche Schwie-
righeiten hinsichtlich der Zollfreibeit. Nach Erledigung aller dieser
Geschäfte, wurden darauf die Kisten zu Land auf Wagen nach
Pavia spedirt, von da zu Wasser auf dem Po eine Streke und von
da wieder zu Lande nach Ferrara, von hier wieder zu Wasser nach
Malalbergo, und nach einem Aufenthalt von einigen Tagen nach
Bologna. Allatius beklagt es bei dieser Gelegenheit, wie er auf
dieser ganzen italienischen Reise mit den Zöllnern mehr Mühe und
Noth gehabt, als selbst im Lande der Häretiker, wo das Vorzeigen
des fürstlichen Patents genügt habe, während diese italienischen
Zöllner ihn auf alle mögliche Weise gecjuält und daran eine wahre
Freude gehabt hätten.
In Bologna, also auf päpstlichem Gebiet, sorgte der neue Vice-
legat für Alles was nöthig war: mit ihm im Verein ward der Ac-
cord über den Transport nach Rom abgeschlossen, und nachdem
der Transport begonnen hatte, machte sich Allatius, in Erwägung,
dass es im Ganzen gleichgültig sei, wo er sich aufhalte, ob zu
Rom oder ausserhalb desselben, auf den Weg nach Rom, wo er
am Abend der Vigilie des h. Peter eintraf und sich seinen Vorge-
setzten vorstellte, die jedoch der Meinung waren, es sei besser,
*) Von diesem Brande, durch welchen, in Folge der Fahrlässigkeit
eines Schmiedes fünf und zwanzig Häuser zu Grunde gingen, ist auch die
Rede bei F. Sprecher v. Beinegg Gesch. der bündtnerischen Kriege und Un-
ruhen (.von C. v. Mohr Chur 1856) I. S. 451.
LXV. Jahrg. 7. Heft.

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