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Nr. 42. HEIDELBERGER 1872.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Zur Geschichte des römischen Dekuuiatenlandes, haupt-
sächlich der Gegenden des heutigen wirtembergischen
Frankens zur Römerzeit.

(Schluss.)
Der Name wird also damals einfach civitas Aurelia gelautet
haben, wie auch Oehringen zu jener Zeit einfach vicus Aurelius
geheissen haben wird. Der Platz war also kaum namenlos bis zum
Jahr 213, d. h. bis zu Caracalla’s Hauptsieg, wie Keller S. 3 an-
nimmt, sondern erhielt damals vielleicht nur vom Kaiser seinen
eigenen neuen Beinamen Germanicus, den er aber nach seinem
Tode wieder aufgegeben haben muss, denn auf der Oehringer In-
schrift des Jahrs 232 werden blos vicani Aurelii erwähnt. Eine
gleiche Vereinfachung fand dann wohl auch mit dem Namen der
civitas statt, da die Römer ja Caracalla’s Andenken fluchten und,
wie auf der Inschrift, welche die victoria Germanica verherrlicht
(Brambach 1573) seinen Namen, offenbar gleich nach seinem Tode
tilgten. Dies Gebiet, dessen Mittelpunkt Oehringen war und von
dem.es sich, der Neuenstadter Inschrift zu Folge, allein mit ziem-
licher Sicherheit behaupten lässt, dass es den genannten Beinamen
überhaupt angenommeu hatte, wird denselben damals also eben-
falls abgelegt und sich fortan, wie früher nur civitas Aurelia ge-
nannt haben.
Da nun Oehringen nicht allein zur Zeit des Caracalla und
nachher der bedeutendste römische Platz der ganzen Umgegend
war, sondern sich auch schon a. 169 (nach Haug nr. 38) unter
Marcus Aurelius (161 —180) eine nicht unbedeutende Niederlassung
hier befand, so gewinnt Bauer’s Ansicht (in «Wirtemb. Franken»
VIS. 112), dass Oehringen seinen Namen diesem Kaiser verdanke,
sehr an Wahrscheinlichkeit. Natürlich würde dann auch der Name
des ganzen Bezirkes auf diesen Kaiser zurückgehn und sein späterer,
von Caracalla stammender Beiname, nur eine zeitweise Erweiterung
seines eigentlichen Namens gewesen sein. Man könnte aber auch
annehmen, dass Oehringen und zwar als Stadt sowohl, wie als
Hauptort eines Bezirkes den Namen Aurel. Germanic. überhaupt
ganz von Mark Aurel entnommen habe, der sich a. 169 nach einem
Siege über die Germanen ebenfalls den Namen Germanicus beige-
legt hatte. Sicherer wird man aber gehn, wenn man blos den
Namen vicus und civitas Aurelii von Mark Aurel ableitet.
LXV. Jahrg. 9. Heft. 42
 
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