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Nr. 58.

HEIDELBERGER

1872.

Maqoudi. Les prairies d’or.

Ma$oudi. Les prairies d’or. Texte et traduction par C. Barbier
de Meynard. t. VII. Paris imprimerie nationale. 1873.
438 pag. 8.
Vorliegender Band beginnt mit der endgültigen Thronbestei-
gung des Chalifen Mamun, nach dem Sturze Ibrahims, und erstreckt
sich bis zur Ermordung des Chalifen Mutaz, umfasst also einen
Zeitraum von etwa einem halben Jahrhundert. In der zweiten
Hälfte dieses Zeitraums, von 842 bis 869, tritt schon ein starker
Verfall des Chalifats ein, fremde Truppen und ihre Führer beherr-
schen die Fürsten der Gläubigen, der eine wird zur Abdankung
genöthigt, der andere ermordet, und in den Provinzen erheben sich
kleine Dynastien, die immer mehr Unabhängigkeit vom Chalifate
erlangen. Wie in den frühem Bänden, welche in diesen Blättern
besprochen worden sind, ist auch der neueste reich an Anecdoteu,
welche zur Charakteristik hervorragender Persönlichkeiten brauch-
bares Material liefern und an eingestreuten Gerichten, die in lite-
rarhistorischer Beziehung von Bedeutung sind. Zuweilen finden sich
auch manche Einzelnheiten, die zur Aufklärung geschichtlicher That-
sachen dienen und die man vergebens bei Ibn Alathir und andern
Historikern sucht. Wir wollen hier nur ein Beispiel anfübren.
Nach Ibn Alathir wurde Bogha der Aeltere, welcher den Chalifen
beschützte, durch die Intriguen des Veziers Fath Ibn Chakan be-
seitigt. Masudi aber berichtet: die Türken wollten den Chalifen
schon in Damask ermorden, da sie diess aber wegen des altern
Bogha nicht vermochten, so suchten sie diesen durch List zu entfer-
nen. Sie warfen nämlich Zettelchen in das Zelt des Chalifen, auf
welchen sie ihn vor Bogha warnten und ihm sagten, er werde an
dem und dem Tage ihn mit seinen Truppen umzingeln und ermor-
den. Bald darauf warfen sie Zettelchen in das Zelt Bogha’s, auf
welchen ihm mitgetheilt ward, ein Theil der Türken wollte an dem
und dem Tage den Chalifen angreifen, er möchte ihn wohl bewa-
chen und durch ihm ergebene Truppen alle Zugänge versperren.
Bogha gieng in die Falle und besetzte alle Zugänge zu dem Cha-
lifen. Dieser gerieth in grosse Furcht und zweifelte nicht mehr
an Bogha’s verrätherischen Absichten. Er suchte ihn daher unter
einem guten Vorwande von sich fern zu halten, indem er ihn zum
Statthalter der nördlichen Provinzen ernannte.
LXVz Jahrg. 12 Heft.

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