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Hr. 45.

1872.

HEIDELBERGER

La Novellaga Milanese. Esempi e panzane lombarde, raccolte nel
Milanese da Vittorio lmbriani. Bologna 1872. 119 S. gr. 8.
Vor nicht langer Zeit habe ich an dieser Stelle (1871 S. 657 ff.)
eine sehr hübsche Sammlung florentinischer Märchen La Novel-
laja Firentina besprochen, welche lmbriani herausgegeben hat,
und es ist erfreulich, dass derselbe auf dem begonnenen Pfade so
rüstig fortschreitet. Die hier gebotenen mailändischen Märchen
sind einzeln in der Bologneser Zeitschrift II Propugnatore
(vol. V) erschienen und jetzt (leider nur in 40 Exemplaren) zu-
sammengestellt; es sind deren 28 nebst 7 in den Anmerkungen
mitgetheilten, im Ganzen also etwa so viel wie die der ersten
Sammlung, von denen sie sich aber durch ihre meist viel kürzere
Fassung unterscheiden, so dass sie in dieser Beziehung Schneller’s
Märchen aus Wälschtirol und De-Gubernati’s No velli ne di Santo
Stefano gleichen. Andererseits hat lmbriani sie wie die floren-
tinischen stenographisch im Volksdialekt niedergeschrieben und
dadurch seiner Arbeit auch in sprachlicher Rücksicht wieder einen
besondern Werth verliehen. Was den Inhalt der vorliegenden
Sammlung betrifft, so finden sich hier fast stets die allbekannten
Stoffe der europäischen Märchen, wenn auch zuweilen in verschie-
dener Anordnung oder Verschmelzung; und es wird daher, um
ihren Inhalt kenntlich zu machen, genügen, dass ich auf die cha-
rakteristischen Kreise, denen sie angehören, kürzlich hinweise,
wobei ich meist von sonstigen Parallelen absehe. No. I El Tre-
desin (Der Vater mit den dreizehn Kindern); gehört zu Grimm
KM. no. 126 «Ferenand getrü und Ferenand ungetrü»; vergl.
GGA. 1871 S. 1517 zu «Die Waise.» Ueber den Zug mit den
vertauschten Mützen s. Reinh. Köhler zu Gonzenberg, Sicilianische
Märchen 2, 255 (zu no. 83); füge hinzu Bechstein, deutsche Mär-
chen «Der kleine Däumling» (S. 134, Siebente Aufl.); Arnason,
Islenzkar Thiodhsögur etc. 2, 443 «Sagan af Thorsteini»; Hahn,
Neugriech. Märchen no. 3. Var. 1—3 (2, 178 ff.) Der Zug ist schon
alt und findet sich bereits bei Hygin. Fab. 4. «Athamas in Thes-
salia rex cum Inonem uxorem, ex qua duos filios susceperat, pe-
risse putaret, duxit Nymphae filiam Themistonem uxorem: ex ea
geminos filios procreavit. Postea resciit Inonem in Parnaso esse
atque bacchationis causa eo pervenisse. Misit qui eam adducerent;
quam adductam celavit. Resciit Themisto eam inventam esse, sed
quae esset, nesciebat. Coepit veile filios ejus necare. Rei consciam,
quam captivam esse credebat, ipsam Inonem sumpsit et ei dixit,
LXV. Jahrg. 9. Heft. 45
 
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