Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 60. HEIDELBERGER 18?2.


Zur Literatur über antike Reliefs.
(Schluss.)
Der Verf. beschränkt mit Recht die Aeusserung des Plinius
dagegen, erst unter Mummius sei das erste fremde Bild nach Rom
146 v. Chr. gekommen, er geht hinauf in die Zeit des Plautus (vor 184
v. Ohr.), er nähert diesen Import griechischer Gemälde, vollendeter
Kunst der Zeit, wo in Rom zum ersten Male durch Valerius Ma-
ximus (263 v. Chr.) ein national-historisches Bild, der Sieg der
Römer über die Karthager bei Messana dem Volke ausgestellt
worden sei. Der Maler und Philosoph Metrodor wird unter Aemi-
lius Paulius speciell zur Ausschmückung des Triumphes nach Rom
(168 v. Chr.) genommen. Also gerade ein Grieche fördert rasch
dekorative Historienmalerei! Diese improvisirten, auf tragbaren
leinenen Flächen gemalten Bilder von Schlachten, Städten, ganzen
Gegenden sind nun für den Verfasser die unmittelbaren Vorläufer
der Triumphalreliefs (S. 13), zwar nicht direkte Vorlagen, aber
eben doch stilistisch für das Relief massgebend.
Dieser Sprung ist ein gewaltiger und drei Punkte, von denen
die zwei letzten der Verf. selbst berührt, sind da nicht in An-
schlag gebracht.
Erstens wirkte bei der Ausschmückung der Triumphalzüge
nicht ebensosehr die Plastik als die Malerei mit, wurden nicht
alle möglichen Götterbilder, Städte, Berge, Flüsse, Völker als
simulacra, d. h. in runden, leibhaften Gestalten vorübergeführt,
wofür ja jener Jordan auf der Bahre am Fries des Titusbogens
uns anschauliches Zeugniss bietet, handelt es sich nicht um pla-
stische Nachbildungen in Modellen dabei? Ich kann mir nicht ver-
sagen auf jene kostbare Schilderung des parthischen Triumphzuges
des Augustus bei Ovid (Ars»amator. I. 218 ff.) hinzuweisen, die
der Verf. ganz übersehen hat, wo es heisst: quae loca, qui montes
quaeve ferantur aquae, omnia responde und dann Euphrat, Tigris,
Armenia, Persis geschildert werden. Sind nicht jene gewaltigen,
drei, vier Etagen hohen πήγματα (Joseph B. Ind. VII 7. 5, 5) aus-
drücklich mit künstlerisch gearbeitetem Gold und Elfenbein neben
künstlichen Geweben geschmückt gewesen, war nicht leibhaft bei
jedem πήγμα mit seinen μι,μήματα, die also ebenso gut Reliefs
als Gemälde gewesen sein können, der betreffende Feldherr der
eingenommenen Stadt in der Situation mit geordnet, in der er
gefangen wurde? Haben wir es hier nicht mit kunstvoll aus Ma-
lerei und Plastik zusammen aufgebauten Tabernakeln zu thun, wie
sie uns das Rococo der Altarwerke so reichlich noch heute vor
Auge führt? Und da sollen nun die gemalten Bestandtheile des
Triumphes einen entscheidenden Einfluss auf jenen Reliefscbmuck
LXV. Jahrg. 12. Heft. 60

I
 
Annotationen