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Wr. 43. HEIDELBERGER 1872.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Sprache und Sprachen Assyriens von Dr. F er dinand Hitzig.
Mit einer lithographischen Tafel. Leipziq, Verlaq von S. Hirzel.
1871. IV und 94 S.
üeber dieses sein Büchlein berichtet der Verf. erst jetzt, weil
er selber es anzuzeigen von vorn nicht beabsichtigte. Verf. sorgt
sich um seine Schriften, nachdem sie gedruckt sind, gemeiniglich
wenig mehr; er denkt: sie sollen sich selber forthelfen, und sie
pflegten bisher es auch zu thun. Inzwischen kommt doch auf die
Art des Gegenstandes etwas an, über welchen man schreibt. Die
Assyriologie ist noch so neu und den Zeitgenossen ungewohnt, dase
man da kein mündiges Publikum vor sich hat, dem ein X für ein U
zu machen schwierig wäre; und sich dessen getröstend, dass fast
Niemand da ist, der nachrechnet, nehmen es manche Assyriologen
nicht sehr genau, tanzen lustig herum auf den Problemen, und
dringen ihre Selbsttäuschungen als neue, grosse Wahrheiten der
Lesewelt auf. Ich habe den Herren eine ziemliche Strecke weit
nachgerechnet; wenn ich aber glaubte, mein Schriftchen seinem
Schicksal überlassen zu dürfen, indem die Assyriologen es todt-
scbweigen würden oder seine Widerlegung versuchen, so habe ich
die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Nemlich ohne einen Kneip-
wirth in Leipzig und einen Gesellen, welchem er Unterschlupf gibt.
Die Nummer 21. des «litterarischen Centralblattes» brachte über
die beregte Arbeit einen mit — i. unterzeichneten Artikel, der von
einer so schülerhaften und aufgeblasenen Unerfahrenheit seines
Urhebers Zeugniss ablegte, wie solche in Jahrzehnten kaum einmal
auf dem Felde der Kritik sich gespreizt hat. Der Zweck dieses
Schreibers war, das kleine Buch, welches auch nur zu verstehn ihm
die Vorkenntnisse mangelten, zu verunglimpfen, es möglichst mit
Unrath zu bewerfen, damit Niemand dasselbe ernsthaft prüfend
lese und sich über den Unfug, den gewisse Leute treiben, ein Licht
aufstecken lasse. Instar omnium charakterisirt ihn schon allein,
dass er die Zurückführung des Namens Μαρδοκέμπαδος auf skr.
Mrdhakampada KampfesErschütterung gebend (S. 24.
meiner Schrift) eine wilde (!) Etymologie nennt. Das Compositum
Mrdhakampada ist genau nach sanskritischer Art gebildet;
und, wer die Sprache kennt, weiss, dass alle einzelnen Laute des
Worte mit jener griechischen Formierung übereinstimmen. Wenn
dagegen von den «Assyriologen» behauptet wird, Μαφδοκέμπαδος
sei der Merodachbaladan, jener Name mit diesem identisch: so
ist das freilich weder eine wilde noch eine zahme Etymologie,
LXV. Jahrg. 9. Heft. 43
 
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