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Nr. 61. HEIDELBERGER 1872.


Lebensnadhricliten über Johannes Christian Felix Bähr.
(Schluss?.)
Unter den griechischen Historikern war es Plutarch, der
ihn zunächst beschäftigte. Schon 1819 war von ihm in Creuzer’s
Meletemata disciplinae antiquitatis III. p. 1—98 ein Specimen ob-
sörvationum in Plutarchi vitam Alexandri mit neuen Scholien aus
Pfälzer Handschriften erschienen. Deu Alcibiades gab er nach
Pariser Handschriften revidirt und mit fortlaufenden erklärenden
lateinischen Anmerkungen und einer Abhandlung über die Quellen,
der Biographie 1822 (Heidelberg bei Groos), dann den Philopoemen,
Flaminius, Pyrrhus 1826 (Leipzig B. Hahn) heraus. An der Ge-
sammtübersetzung der Plntarchischen Werke bei Metzler in Stutt-
gart hat er sich dann eifrig betheiligt (1827 ff.).
Creuzer hatte in deu Commentationes Herodoteae N. I. 1819
den Anfang zu einem Commentar des Herodot und Mittheilungen
aus einem Pfälzer, so eben erst nach Heidelberger zurückgekehrten
Codex veröffentlicht. Sein Verleger Hahn forderte ihn wiederholt
zu einer grossen Gesammtausgabe Herodots auf. Dieser
Plan ward zehn Jahre später von Bähr unterstützt durch eine
Menge schriftlicher Notizen Creuzers mit frischer, rüstiger Kraft
übernommen und in vier Bänden 1830 — 1835 ausgeführt. Im Jahr
1855 ist dann die zweite sehr umgearbeitete und ausserordentlich
bereicherte Ausgabe begonnen und 1861 vollendet worden, ein
Werk, das Bährs Namen einen weittragenden Klang im Ausland
gegeben, wie ich in verschiedenen europäischen Ländern selbst zu
erfahren Gelegenheit hatte und das auch in Deutschland vielleicht
noch mehr benutzt als anerkannt ist. Bähr fand auch Zeit Herodot
in einer eigeneu Uebersetzung in der Hoffmann’schen Uebersetzungs-
bibliothek 1859 1864 herauszugeben. Herodot ist ein Schrift-
steller, zu dessen innerem conservativ religiösen und doch auch
wieder kritisch prüfendem, nichts weniger als mystischem Wesen,
dessen weit umfassendem, die Völker des Orients in ihrer Bezieh-
ung zu Hellas vor allem umspannenden Gesichtskreis, dessen wun-
derbarem Erzählertalent der Verewigte sich wahrhaft als einem
Verwandten hingezogen fühlte. In seiner Erklärung sind neben
einem feinen Sprachgefühl, das bei Bähr für das Griechische we-
niger ausgebildet war, das er aber an anderen sehr zu schätzen
wusste, ein entschieden geographisches und ethnographisches Inte-
resse von grösster Bedeutung und Bähr besass dies nicht allein,
sondern hatte ihm in einer selten ausgebreiteten Lektüre aller neuen
Erscheinungen auf dem Gebiete alter Länder- und Völkerkunde
die reichste Nahrung gegeben.
Es ist um so mehr bedauern, dass Bähr, der rüstige Wanderer
durch Berg und Thal, der genaue Kenner der Schweiz und Tirols
LXV. Jahrg. 12. Heft. Gl
 
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