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Nr. 49ο

HEIDELBERGER

1872.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Morelet: Reisen in Central-Amerika.

(Schluss.)
Die Fortsetzung der Reise in östlicher Richtung nach dem
Distrikt von Peten bringt der vierte Abschnitt, überschrieben:
der Usumasintastrom, da auf ihm zunächst und einigen Nebenflüssen
desselben die Fahrt fortgesetzt wurde, die gleichfalls von mancheu
Abentheuern in diesen unwirthlichen Gegenden nicht frei war,
deren «Lagunen und Flüsse sind die Heimath der Alligatoren, und
die giftigsten Reptilien und die widrigsten Insekten sind hier zu
Hause; Wespen und Scorpionen, Stechameisen und Myriaden Mos-
kitos machen dem Reisenden hier das Leben unerträglich und
selbst die unschuldigsten Reptilien der europäischen Sumpfgegenden
sind hier mit furchtbarem Gebiss und einem gefährlichen Stachel
versehen. Hier sucht man vergebens Labung in der Kühle des
Wassers und hier bietet der Schatten der Waldung keine Er-
quickung, denn überall umschwärmen uns die Feinde unserer Ruhe,
deren Angriffe abzuwehren wir uns vergebens abmühen. Nicht
die wilden Bestien des Waldes, noch die zahmen Hausthiere haben
Ruhe vor diesen Peinigern, denn sie werden von giftigen Fliegen
verfolgt, die ihre Larven unter ihre Haut einzunisten wissen, wo-
durch um sich fressende Geschwüre sich bilden, die unter dem
Einfluss der Hitze und Feuchtigkeit meist tödtlich werden. Wenn
die Regengüsse aufgehört, so rufen die brennenden Sonnenstrahlen
aus dem dampfenden Boden Miasmen hervor, welche die Atmos-
phäre vergiften und die Keime der verderbenbringendsten Krank-
heiten enthalten. Allerdings hat die Natur diesen Ländern einen
scheinbaren Ersatz für diese Schattenseiten geboten, denn nach
der Regenzeit prangt das Land in unvergleichlicher Jugendfülle,
der fruchtbare Boden vergilt die Mühe tausendfältig und alle Er-
zeugnisse der Tropen gedeihen hier in verschwendrischem Ueber-
flusse. Alle diese Lichtseiten wiegen aber für den Europäer nicht
die Widerwärtigkeiten und Gefahren des hiesigen Lebens auf!»
(S. 134). Auf die Wasserfahrt folgt dann im nächsten fünften
Abschnitt die Wanderung zu Fuss durch die Urwälder bis zu dem
See Itza und der Stadt Flores; der folgende sechste Abschnitt S. 163
bringt eine eingehende Schilderung der auf einer Insel in diesem
See angelegten Stadt, von der auch eine Abbildung beigefügt ist.
’ Erst nach einer länger anhaltenden schweren Erkrankung konnte
der Verf. weiter in südlicher Richtung seine Reise fortsetzen,
LXV. Jahrg. 10. Heft. 49
 
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