Heidelberger Jahrbücher der Literatur (65,2.1872)

Nr. 55.

HEIDELBERGER

1872.


Zur Prosopographie der Briefe des Syuimaclius.
(Weitere Folge.)
Vettius Agorius Praetextatus.
(Symm. 1. 44—55.)
Zwei wichtige Inschriften über seine Amtslaufbahn haben wir
bei Gruter (486. 3 und 1102. 2). Die Letztere stellt in zwei Co>
lonnen geistliche und weltliche Aemter sich gegenüber, wobei Letztere
genau in richtiger Rangfolge stehen; die Erstere aber ist so will-
kürlich durcheinander geworfen, dass Tillemont (5 zu Valentinian
Art. 15) sie übergeht. In dieser Reihenfolge sind dort die Aemter
aufgeführt:
Correctori Tusciae et ümbriae
Ulyrici Italiae et Africae Cons. designato
Achaiae Praef. Vrb. Praef, praetori
Consulari Lusitaniae proconsuli.
Gruter hat die Inschrift nach einer Abschrift des Ursinus
aufgenommen. Letzterer bat offenbar einen Fehler beim Abschreiben
gemacht und die Zeilen verwechselt; lassen· wir die drei letzten
Zeilen in umgekehrter Reihenfolge stehen, so passt Alles vor-
trefflich :
Consulari Lusitaniae proconsuli
Achaiae Praef. urb. Praef. praetori(o)
Illyrici Italiae et Africae Cons. designato.
In dieser Reihenfolge sind die Aemter auch in der andern Inschrift
aufgeführt.
Für die Stadt- und praetorianische Praefectur haben wir
sichere Daten; Erstere fand statt 367—68 (Cod. Theod. 8. 14;
Cod. Theod. 13. 3. 8; über die Datirung des Gesetzes s. Gotho-
fred); Letztere 384 (Cod. Theod. 6. 5. 2 ; Cod. Justin. 1. 54. 5;
Symm. ep. 10. 41, 44). Ausserdem heisst er auf der Inschrift bei
Gruter 1102. 2: Praef. Praet. II Italiae et Illyrici. Die zweite
Praefectur fand jedenfalls 384 unmittelbar vor seinem Tode statt;
für die Erste fehlt jede Datirung.
Der Ausdruck Cons. designatus deutet darauf bin, dass er den
wirklichen Consulat nicht bekleidet hat, wie er auch in den Fasten
fehlt. Und zwar starb er vor Antritt des Amtes (Symm. 10. 30,
31, 32; der letztere Brief ein schönes Elogium für den Mann;
Hieronym. aduers. errores Johann. Ilierosolymit. ed. Bas. p. 78;
LXV. Jahrg. 11. Heft. 55