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Β. 34. HEIDELBERGER 1872.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Zur Prosopographie der Briefe des Symmachus U.

(Fortsetzung.)
Wenn aber schon hieraus hervorgeht, eine wie nahe Verwandt-
schaft die Anicier und die Aurelii Symmachi verband, so
ist es sehr erstaunlich, dass Aschbach davon gar nichts erwähnt.
Er hätte ja die beste Andeutung davon schon in dem Umstande
finden können, dass er selbst in dem Anhang zu seiner Schrift
zwei Inschriften (Nr. 45 und 46) aufgenommen hat, die sich auf
Aurelii Symmachi beziehen, und in welchen die Namen:
Aurelius Anicius Symmachus und Anicius Aurelius
Manlius Boethius verzeichnet sind. Tragen somit Aurelier
den Namen Anicius, so lag die Frage nahe: wie ist der Ver-
wandtschaftsgrad zwischen beiden Geschlechtern beschaffen und
seit wann existirt ein solcher? — Die Verwandtschaft bekundet
sich schon in jener doppelten Ehe zwischen Symmachern und Nico-
machischen Flavianern, die wir besprochen haben. Die Söhne des
Memmius Symmachus und des jüngeren Flavianus konnten sich
wechselseitig den Namen des anderen Geschlechts beilegen; und
daher konnte Memmius Symmachus bei Herausgabe der Briefe
seines Vaters, die im zweiten Buche an den älteren Flavianus ge-
richteten «Symmachus Flaviano fratri» überschreiben;
denn in Wahrheit war er ein Verwandter und nach römischem
Ausdruck «consocer». (Sonst werden in den Ueberschriften der
Briefe als fratres noch bezeichnet: Celsinus Titianus, der
leibliche Bruder, germanus, vgl. 1. 46, des Symmachus, I. 56—68,
und allgemein ohne Namennennung, Symmachus fratribus, diejenigen,
an welche 7. 72—80 gerichtet sind; man darf nach den beiden
anderen Fällen auch hier wohl wirkliche Verwandtschaft annehmen,
die Lesart der ersten Ausgabe des Juret, 1580, und der ersten
des Lectius, 1587, in der Ueberschrift 7. 72; «Symmachus eius-
dem (Alypii, des Vorgängers) fratribus» ist nur mittelst Interpo-
lation entstanden. Andere Bedeutung hat der Ausdruck «frater»,
wenn Symmachus selbst Jemanden so anredet oder einen Dritten
so nennt; es war das uur ein Freundschafts- und Zärtlichkeits-
Ausdruck auch für nichtverwandte Personen ; in solchem Zusammen-
hang ist der Ausdruck «germanus» der übliche für die leibliche
Bruderschaft.)
Aber noch weiter geht die Verwandtschaft zwischen Aureliern
und Aniciern zurück. Schon im Jahre 309 kommt ein Stadtpraefect
LXV. Jahrg. 7. Heft. 84
 
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