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Nr. 46. HEIDELBERGER 1872.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Semitische Epigraphik.

Neue Moabitische Funde und Räthsel, von K. Schlott-
mann (mit einer liihograph. Tafel); Zeitschrift der Deutschen
morgenländischen Gesellschaft Bd XXVI. S. 393—416.
Unter obigem Titel erstattet Herr Prof. Schlottmann. in
Halle einen ersten und zweiten Bericht nebst Nachtrag über neueste
Entdeckungen auf dem Boden des alten Landes Moab. Er bekam
nemlich aus Jerusalem ein erstes Mal die Inschriften zweier ge-
brannter Thongefässe zugeschickt: zwei phönicisch-moabitische, die-
selben begleitet von erheblich kurzem Texten in nabatäischem und
himjaritischem Schriftcharakter. Später wurden ihm ebendorther
moabitische Inschriten dreier Urnen mitgetheilt, von denen er eine,
die Legende einer Hängelampe, herausgibt und eie zu erklären ver-
sucht. Von letzterer nun, zwei kurzen Zeilen, welche wenig In-
teresse darbieten, sehen wir hier ab, um die ganze Aufmerksamkeit
der Leser auf die moabitischen Inschriften jener zwei Thongefässe
zu lenken. Herr Schlottmann liefert uns die Originalschriftzüge
in verjüngtem Maasstabe, und setzt sie, die «fast durchgängig mit
vollkommener Sicherheit» zu lesen sind, zugleich um in hebräische
Quadratschrift. Die beiden Texte correspondieren, sind grössten-
teils einer und der selbe und ergänzen sich gegenseitig.
Die paläographischen und antiquarischen Fragen, welche der
Gegenstand aufwirft, sind von Herr Schl, mit gewohnter Sorgfalt
und Genauigkeit abgehandelt. Den Anfang der rings um die Urnen
berumlaufenden Zeilen hat er mit Hülfe der südarabischen Ana-
logieen richtig bestimmt und dadurch der Auslegung wacker vor-
gearbeitet. Auch über die möglichen Verdachtsgründe, als dürfte
Betrug mit im Spiele sein, äussert er sich sehr umsichtig und be-
hutsam, und mit vollem Rechte entscheidet er sich für die Echt-
heit und Realität dieser «Funde», wie er nach «Hunde» und
Delitzsch anstatt «Fünde» declinirt. Anlangend nun freilich
die Auslegung, so greift sein unsicheres Umhertasten gänzlich fehl.
Herr Schl, hat aber nicht verdient, dass man ihn wie ein rany
in der Wildniss von herum irren lasse; und Ref. macht sein
eigenes Verständniss um so lieber baldigst zum Gemeingut, damit
nicht wiederum, wie beim Mesha-Denkmal geschehen ist, sich eine
falsche Grundansicht in den Köpfen festsetze. Besonders räthsel-
haft scheinen dem Unterz, diese Inschriften nicht zu sein. Im
LXV. Jahrg. 10. Heft. 46
 
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