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626

Vivenot: Vertrauliche Briefe von Thugut.

welche nicht geeignet schienen, der Hof- und Staatskanzlei über-
schickt zu werden, sondern zur Aufbewahrung bei Euer Majestät»,
lagen dieselben verschlossen seit dem Tode des Kaiser Kranz in
der «alten Registratur der Staatskanzlei», wo sie der Herausgeber
entdeckte, auf dessen Wunsch sie an das Staatsarchiv abgeliefert
und zur Durchforschung dem Herausgeber überlassen wurden, der
dieselben ordnete und nach einer wortgetreuen davon genommenen
Abschrift in diesen beiden Bänden dem Druck übergeben hat.
«Sie erläutert die durch die Weisheit und Liberalität der kaiser-
lichen Regierung zur Veröffentlichung bestimmte gesammte officielle
politische und militärische Correspondenz des letzten deutschen
Reichsoberhauptes aus dem Hause Oesterreich, mit deren Heraus-
gabe ich vollauf beschäftigt bin.» So der Herausgeber p. XI (des
Vorworts zum ersten Bande): er gedenkt nach Zeit und Umständen
noch einen dritten Supplementband folgen zu lassen, welcher Thu-
gut’sche Briefe vom Jahre 1777—1818, seinem Sterbejahr, ent-
halten soll, aus verschiedenen Privat- und andern Archiven zu-
sammengebracht.
Dass nun die Auswahl, die Ordnung, Zusammenstellung und
Drucklegung dieser Briefe keine geringe Arbeit war, sondern die
volle Kraft mehrerer Jahre in Anspruch nahm, wird man gern
glauben und eben so auch mit den Grundsätzen, die den Heraus-
geber dabei leiteten, einverstanden sich erklären müssen. Sein
Grundsatz bei der Auswahl war aber kein anderer als der: «der
historischen Wahrheit ihr volles Recht zu lassen» und demnach
Nichts, was zur Aufhellung derselben dienen kann, auszulassen,
sondern wortgetreu Alles mitzutheilen; nur solche Schriftstücke
wurden gekürzt oder gar nicht zum Druck befördert, «welche ohne
Belang für das historische Wissen sind», blosse Höflichkeitsbillets
und dgl., mit denen uns, was man gewiss nur billigen kann, der
Herausgeber verschont hat. Die Sprache der abgedruckten Briefe
ist fast durchweg die französische: die Mehrzahl derselben ist an
den Minister Grafen Cobenzl oder an den Grafen Colloredo-Wald-
see, den früheren Erzieher des Kaisers und nachherigen einfluss-
reichen Kabinetsminister gerichtet, einige auch an den Fürsten
Dietrichstein und andere hochgestellte Persönlichkeiten, auch be-
finden sich darunter einige Briefe des Kaisers selbst; es beginnen
diese Briefe mit dem am 18. März 1792 von Brüssel aus gerich-
teten Schreiben Thugut’s an den Grafen Colloredo, und endigen
mit der den Rücktritt Thuguts von seiner officiellen Stellung und
seine Pension betreffenden Correspondenz aus dem März des Jahres
1801, umfassen demnach einen mehr als achtjährigen Zeitraum,
innerhalb dessen die wichtigsten Ereignisse der Revolutionskämpfe
und des dadurch zum Untergang geführten alten deutschen Reiches
fallen:, und wenn diese Correspondenz auch nicht gleichmässig über
Alles, was damals vorfiel, sich mehr oder minder ausführlich ver-
breitet, so ist doch zu beachten, dass gerade aus den denkwürdigen
 
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