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Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0056

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36 Kunstvennögen der griechisch-römischen Epoche.

und der angeblichen Artemisia vom Mausoleum1) und war so-
mit schon der zweiten attischen Schule geläufig.

Immerhin darf man mit Sicherheit voraussetzen, dass in Rom
alle Bedingungen vorlagen, um während des Verlaufes unserer
Periode die Durchführung auf einer beträchtlichen Höhe zu er-
halten. Seit die Stadt die Metropole des Erdkreises geworden, zog
sie die bedeutendsten Kräfte an sich; bei der Masse ausgezeich-
neter Kunstwerke aller Epochen, welche in Korn vereinigt waren
und einen hohen Maassstab der Vergleichung an die Hand gaben,
wurden die grössten Anforderungen an die Künstler gestellt;
doch standen ihnen auch die reichsten materiellen Mittel zu Ge-
bote. Unter solchen Umständen ist es sogar wahrscheinlich,
dass das künstlerische Machwerk in der Weltstadt Rom auf einem
höheren Niveau stand, als in den sinkenden hellenistischen Rei-
chen. Diese Annahme wird durch die Betrachtung der Münzen
empfohlen, der einzigen Denkmälergattung, welche uns in un-
unterbrochener Reihenfolge die Kunstentwickelung von Alexander
dem Grossen abwärts vergegenwärtigt. Die Münzstempel der
iulischen Kaiser sind sorgfältiger und feiner gearbeitet, als die der
letzten Seleukidcn und Ptolemaier. Auch besitzen wir in einer
Bemerkung des Kallixenos2) einen bestimmten Beleg von dem
Verfall des Kunsthandwerks zur Zeit Ptolemaios' IV. In der Be-
schreibung der Thalamegos dieses Königs berichtet er, dass die
in der grossen Kajüte befindlichen elfenbeinernen Friesreliefs von
geringem künstlerischen Werthe und nur wegen der Kostbarkeit
des Stoffs beachtenswert!! waren.

III. Die realistische Sculptur.

Die realistische Richtung, welche neben der im vorigen Ab-
schnitt behandelten idealen hergeht, kommt namentlich im Por-
trait, den historischen Sculpturen, mit denen Triumphbögen und
andere öffentliche Gebäude verwandter Art geschmückt wurden,
seltener in Darstellungen aus dem Alltagsleben zur Geltung.

Die hierher gehörigcrPortraitbildung ist bestrebt, die Natur,
wie sie vor den Sinnen liegt, mit allen Zufälligkeiten wieder-

1) In der Publication bei Newton, travels and discov. in the
Levant II, Taf. 8—lü sind diese Brüche nur schwer zu erkennen.

2) Bei Athen. V p. 205 C = Overbeck, Schriftquellen n. 1980.
 
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