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Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0187

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XVII. Die äusseren Bedingungen der hellenistischen Kunst. 167

bilder zu der späteren Vasenmalerei noch öfters und namentlich
im zwanzigsten Abschnitte zurückkommen.

. Die Erscheinungen innerhalb der Wandbilder idealer Richtung,
welche sich vermöge äusserer Merkmale, Zeugnisse der Ueber-
lieferung oder Combinationen aus derselben, auf Originale der
Alexander- oder Diadochenperiode zurückführen lassen, haben
wir in diesem Abschnitte erschöpft. Es bleibt uns nun noch übrig
nachzuweisen, wie die Gesammtmasse dieser Bilder hinsichtlich
der Stoffe, der Art der Auflassung, der verschiedenen Richtuugen,
die darin hervortreten, allenthalben den Stempel jener Periode
trägt, wie sie sich in organischer Weise in die Kunstentwickelung
derselben einreihen lässt. Gelingt es, diesen Nachweis zu führen,
dann sind wir berechtigt anzunehmen, dass diese Compositionen
damals und nicht erst in römischer Epoche erfunden sind. Aller-
dings bedingen die Culturfactoren, welche wir als in der Dia-
dochenperiode maassgebend nachweisen werden, grösstentheüs
auch die spätere römische Civilisation, welche im Grunde nichts
weiter ist als eine Fortsetzung der hellenistischen. Doch hat
man angesichts der Alternative, ob die Compositionen der Wand-
bilder durch die ältere oder durch die jüngere Entwickelung in
das Leben gerufen sind, die Thatsache festzuhalten, dass das
Erfindungsvermögen auf dem Gebiete der Malerei seit dem letzten
Jahrhundert der Republik ausserordentlich schwach war. Die
Erfindung der Wandbilder idealer Eichtling dagegen zeugt von
einem bedeutenden künstlerischen Talente. Lässt es sich daher
nachweisen, dass ein Gedanke, welcher auf Wandbildern eine
künstlerisch vollendete Form gefunden hat, in der Diadochen-
periode lebendig war, dann spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür,
dass diese Form bereits damals, als die Malerei noch original zu
schaffen im Staude war, erfunden wurde.

XTII. Die äusseren Bedingungen der hellenistischen Kunst.

Das Ideal des Hellenenthums in der Blüthezeit war die Gestalt
des Menschen in der vollsten, allseitigsten und zugleich harmo-
nischsten Entwickelung seiner moralischen, intellectuellen und
physischen Kräfte. Der Unterricht in Musik, Grammatik und
, Gymnastik, wie er dem freien Griechen in der Jugend zu Theil
wurde, die vielseitige Thätigkeit, welche dem Manne die Pflichten
gegenüber dem Staate, in der Versammlung und im Felde, auf-
 
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