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Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0334

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314 Der Hellenismus und die campauisclie Wandmalerei.

hing der Plastik bezeugt, iii wie hohem Grade die damalige Kunst
bei Behandlung solcher Gegenstände der Natur nahekam. Ein
gewisser Possis ahmte Aepfel, Trauben und Fische in bemaltem
Thon so getreu nach, dass es, wie Varro ängiebt, unmöglich war,
dieselben von wirklichen zu unterscheiden.

XXVI. Die decorativ angewandten Figuren.

Bei der wunderbaren Schönheit, welch« die Anlage der Figuren
dieser Gattung offenbart, dürfen wir mit Sicherheit annehmen,
dass dieselben nicht in der Kaiserzeit, sondern in einer künst-
lerisch begabteren Epoche erfunden sind. Und zwar weisen auch
hier die wenigen Anhaltspunkte, welche die Ueberlieferung dar-
bietet, auf die Alexander- oder Diadocheriperiode hin. Münzen,
Vasenbilder, Spiegelzeichnungen, Reliefs von Spiegelkapseln und
andere Producte dieser Periode zeigen Gestalten, welche mit denen
der campanischen Wandmalerei, die uns in diesem Abschnitte be-
schäftigten, die grösste Verwandtschaft verrathen. Eine, genaue
Uebereinstimmung in allen Einzelheiten haben wir allerdings auch
bei diesem Vergleiche nicht zu gewärtigen. Das classische Alter-
thiim liess der Selbstthätigkeit des reproducirenden Künstlers oder
Handwerkers stets einen verhältnissmässig weiten Spielraum und
gestattete ihm, das wiederzugebende Motiv nach'den Bedingungen
des Raumes, für welchen, und der Technik, in welcher er arbei-
tete, eigeuthümlieh zu modificiren. Es ist daher vollständig be-
greiflich , dass, wenn ein Stempelschneider, ein Vasen- oder
Spiegelzeichner und ein Wandmaler durch die Reminiscenz des-
selben Motivs bestimmt wurden, die Rcproduction in so verschieden
bedingten Kunstzweigen allerlei Abwandlungen herbeiführte.
Ueberhaupt haben wir bei dieser Untersuchung nicht so sehr die
formellen Einzelheiten, wie den Geist zu berücksichtigen, welcher
aus den zu vergleichenden Gebilden spricht. Dieser aber zeigt
eine so in die Augen springende Uebereinstimmung, wie sie nur
bei Erzeugnissen derselben Entwickelung möglich ist.

Auf Münzen des Pyrrhos l) ist eine schwebende Nike dar-
gestellt , welche in der Rechten einen Kranz, über der linken

1) Raoul Rochette, memoire sur les mödailles de Pyrrhus pl. I 2
in den Memoires de numism. et d'antiquites p. 50 ff. Huber, numismat,
Zeitschr. III (1871) Taf. V Penkm. 4- a. K, I 54, 261.
 
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