Villi. Die mythologischen Compositionen. 79
gähnenden Rachen eines Hippopotamos streichen lässt. Auch
kommen bisweilen starke Obscönitäten vor'). Doch machen
diese Darstellungen, da sie der Welt der Fabel angehören, einen
ungleich weniger anstössigen Eindruck, als es der Fall sein
würde, wenn sie im Bereiche der Wirklichkeit gehalten wären.
Villi. Die mythologischen Compositionen.
Um die innerhalb der mythologischen Compositionen herr-
schenden Richtungen zu veranschaulichen, können wir nicht um-
hin , zu einem vielfach benutzten Nothbehelf unsere Zuflucht zu
nehmen und Bezeichnungen zu Grunde zu legen, die von einer
zwar verwandten, aber immerhin verschieden bedingten Kunst,
der Poesie, entlehnt sind. Die hierbei in Betracht kommenden
Mängel sind allgemein anerkannt und bedürfen keiner weiteren
Erörterung meinerseits.
Eine der epischen Poesie verwandte Darstellungsweise, wie
sie der Malerei des Polygnot eigenthümlich war und wie sie auf
den ältesten mit mythologischen Scenen bemalten Vasen zu herr-
schen pflegt, hat man in der cainpanischen Wandmalerei, wo die
mythologischen Compositionen in der Regel auf geringen Raum
und wenige Figuren beschränkt sind, nicht zu gewärtigen. Höch-
stens Hessen sich die Bilder einiger Predellen und Friese, welche
Amazonen-und Kentaurenkämpfe darstellen 2j, als einer epischen
Schilderung verwandt anführen; doch ist ihre Behandlung so
flüchtig und wonig eingehend, dass sie kaum zu den Malereien
gerechnet werden können, welche als einigermaassen selbststän-
dige Bestandteile aus der Wanddecoration heraustreten. Inner-
halb der als Tafelbilder behandelten Gemälde verrathen nur we-
nige und auch diese nur sehr oberflächliche Berührungspunkte
mit einer epischen Darstellung: zwei herculaner Monochrome,
welche Theseus im Kentaurenkampfe3) und einen fliehenden
Krieger auf einer Quadriga darstellen4), die Gemälde mit Thaten
des Herakles5), endlich einige noch nicht hinreichend erklärte
Bilder, welche den Eindruck erwecken, als gehörten sie von Haus
aus zu einem grösseren Cyklus, der Episoden aus einer erzählen-
1) N. 1540.
4) N. 1405''.
2) N. 1250 ff. 5Ü4 ff.
5) N. 1124 ff.
3) N. 1241.
gähnenden Rachen eines Hippopotamos streichen lässt. Auch
kommen bisweilen starke Obscönitäten vor'). Doch machen
diese Darstellungen, da sie der Welt der Fabel angehören, einen
ungleich weniger anstössigen Eindruck, als es der Fall sein
würde, wenn sie im Bereiche der Wirklichkeit gehalten wären.
Villi. Die mythologischen Compositionen.
Um die innerhalb der mythologischen Compositionen herr-
schenden Richtungen zu veranschaulichen, können wir nicht um-
hin , zu einem vielfach benutzten Nothbehelf unsere Zuflucht zu
nehmen und Bezeichnungen zu Grunde zu legen, die von einer
zwar verwandten, aber immerhin verschieden bedingten Kunst,
der Poesie, entlehnt sind. Die hierbei in Betracht kommenden
Mängel sind allgemein anerkannt und bedürfen keiner weiteren
Erörterung meinerseits.
Eine der epischen Poesie verwandte Darstellungsweise, wie
sie der Malerei des Polygnot eigenthümlich war und wie sie auf
den ältesten mit mythologischen Scenen bemalten Vasen zu herr-
schen pflegt, hat man in der cainpanischen Wandmalerei, wo die
mythologischen Compositionen in der Regel auf geringen Raum
und wenige Figuren beschränkt sind, nicht zu gewärtigen. Höch-
stens Hessen sich die Bilder einiger Predellen und Friese, welche
Amazonen-und Kentaurenkämpfe darstellen 2j, als einer epischen
Schilderung verwandt anführen; doch ist ihre Behandlung so
flüchtig und wonig eingehend, dass sie kaum zu den Malereien
gerechnet werden können, welche als einigermaassen selbststän-
dige Bestandteile aus der Wanddecoration heraustreten. Inner-
halb der als Tafelbilder behandelten Gemälde verrathen nur we-
nige und auch diese nur sehr oberflächliche Berührungspunkte
mit einer epischen Darstellung: zwei herculaner Monochrome,
welche Theseus im Kentaurenkampfe3) und einen fliehenden
Krieger auf einer Quadriga darstellen4), die Gemälde mit Thaten
des Herakles5), endlich einige noch nicht hinreichend erklärte
Bilder, welche den Eindruck erwecken, als gehörten sie von Haus
aus zu einem grösseren Cyklus, der Episoden aus einer erzählen-
1) N. 1540.
4) N. 1405''.
2) N. 1250 ff. 5Ü4 ff.
5) N. 1124 ff.
3) N. 1241.