XIII. Die decorativ angewandten Figuren.
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sehen Idee verzichtet und Erscheinungen nachschildert, wie sie
die italische Küste damals in Hülle und Fülle darbot, hält sich
diese Gattung recht eigentlich innerhalb der Grenzen, welche der
damaligen Kunst, insoweit sie selbstständig thätig sein wollte,
gesteckt waren.
Das Gleiche gilt von den grossen Prospectenbildern. Mochte
diese Gattung in der Diadochenperiode ausgebildet sein '), so er-
hielt die Pflege derselben zur Zeit des August durch Studius,
oder wie er sich nennen mochte, einen neuen Impuls 2). Wie sich
seine" Leistungen zu den älteren verhielten, sind wir bei der
Dürftigkeit der Ueberlieferung ausser Stande zu beurtheilen.
Dürfen wir annehmen, dass die Angaben des Vitruv3) über die
ältere Entwickelung des Prospectenbildes genau und vollständig
sind, so würde sich ergeben, dass dieselbe eine ursprüngliche
und wenig von menschlicher Cultur berührte Natur schilderte,
während die jüngere nach dem Berichte des Plinius4) mit Vor-
liebe Gegenden, die den Stempel einer raffinirten (Zivilisation
tragen, in das Bereich der Darstellung zog. Jedenfalls tragen die
erhaltenen Prospectenbilder nach Inhalt wie nach Auffassung deut-|
lieh den Stempel der realistischen Kunst der Kaiserzeit5).
XIII. Die decorativ angewandten Figuren.
Den misslichen Versuch, den ich in meinem Verzeichnisse
gemacht, diese Gestalten nach ihren äusseren Eigentümlichkeiten
in bestimmte Kategorien einzutheilen, will ich hier nicht wieder-
holen. Sehen wir auch von den äusseren Kennzeichen ab und
erwägen wir die Eindrücke, die sie hervorrufen, dann fällt es
1) Siehe Vitruv. VII 5. Vgl. Khein. Mus. XXV 1S70) p. 394 ff.
2) Plin. XXXV 116.
3) VII 5, 2 : pinguntur enim portus promuntoria litora flumina
fontes euripi fana lud montes pecora pastores . . .
4) Plin. XXXV HB : villas et portus et topiaria opera .... varias
ibi obambulantium species aut navigantium terraque villas adeuntium
asellis aut vehiculis ....
5) Zu bedauern ist, dass wir nichts Näheres wissen von dem Bilde
der tusculaner Villa des Lucullus, welches der Tribun A. Gabinius
i. J. 67 v. Chr. dem Volke, um dasselbe gegen den Besitzer zu stimmen,
zeigte und erklärte. Cic. pro SestioXL 93. DrumannK. G. IV. p. 167.
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sehen Idee verzichtet und Erscheinungen nachschildert, wie sie
die italische Küste damals in Hülle und Fülle darbot, hält sich
diese Gattung recht eigentlich innerhalb der Grenzen, welche der
damaligen Kunst, insoweit sie selbstständig thätig sein wollte,
gesteckt waren.
Das Gleiche gilt von den grossen Prospectenbildern. Mochte
diese Gattung in der Diadochenperiode ausgebildet sein '), so er-
hielt die Pflege derselben zur Zeit des August durch Studius,
oder wie er sich nennen mochte, einen neuen Impuls 2). Wie sich
seine" Leistungen zu den älteren verhielten, sind wir bei der
Dürftigkeit der Ueberlieferung ausser Stande zu beurtheilen.
Dürfen wir annehmen, dass die Angaben des Vitruv3) über die
ältere Entwickelung des Prospectenbildes genau und vollständig
sind, so würde sich ergeben, dass dieselbe eine ursprüngliche
und wenig von menschlicher Cultur berührte Natur schilderte,
während die jüngere nach dem Berichte des Plinius4) mit Vor-
liebe Gegenden, die den Stempel einer raffinirten (Zivilisation
tragen, in das Bereich der Darstellung zog. Jedenfalls tragen die
erhaltenen Prospectenbilder nach Inhalt wie nach Auffassung deut-|
lieh den Stempel der realistischen Kunst der Kaiserzeit5).
XIII. Die decorativ angewandten Figuren.
Den misslichen Versuch, den ich in meinem Verzeichnisse
gemacht, diese Gestalten nach ihren äusseren Eigentümlichkeiten
in bestimmte Kategorien einzutheilen, will ich hier nicht wieder-
holen. Sehen wir auch von den äusseren Kennzeichen ab und
erwägen wir die Eindrücke, die sie hervorrufen, dann fällt es
1) Siehe Vitruv. VII 5. Vgl. Khein. Mus. XXV 1S70) p. 394 ff.
2) Plin. XXXV 116.
3) VII 5, 2 : pinguntur enim portus promuntoria litora flumina
fontes euripi fana lud montes pecora pastores . . .
4) Plin. XXXV HB : villas et portus et topiaria opera .... varias
ibi obambulantium species aut navigantium terraque villas adeuntium
asellis aut vehiculis ....
5) Zu bedauern ist, dass wir nichts Näheres wissen von dem Bilde
der tusculaner Villa des Lucullus, welches der Tribun A. Gabinius
i. J. 67 v. Chr. dem Volke, um dasselbe gegen den Besitzer zu stimmen,
zeigte und erklärte. Cic. pro SestioXL 93. DrumannK. G. IV. p. 167.