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Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0081

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IV. Die Ueberlieferung über die Malerei.

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ens. Wie es mit ähnlichen Aeusserungen über die gleichzeitige
Toreutik der Fall war, stehen auch diese anscheinend im Wider-
spruch zu den erhaltenen Denkmälern. Nach den römischen und
campanisehen Wandmalereien, deren Ausführung ungefähr in
die Zeit fällt, in welcher jene Schriftsteller thätig waren, möchte
man im Gegentheil auf eine gedeihliche Entwickelung der Malerei
schliessen. Somit werden wir auch hier zwischen Erfindung und
Ausführung zu scheiden haben. Dass sich die letztere in dem
ersten Jahrhundert der Kaiserzeit auf einer verhältnissmässig
hohen Stufe hielt, ist nach den Wandbildern, die doch nur
einen annähernden Begriff von den Vorzügen der gleichzeitigen
Tafelmalerei geben, unzweifelhaft. Hierüber abschätzig zu ur-
theilen , lag also kein Grund vor. Anders dagegen wird es sich
mit dem poetischen Gestaltungsvermögen verhalten haben. Dieses
war offenbar höchst geringfügig, wie es derselbe Plinius an einer
anderen Stelle in der bestimmtesten Weise ausspricht. Er sagt,
dass die gleichzeitige Malerei trotz der vielfachen materiellen
Mittel, welche ihr zu Gebote standen, doch keine bedeutende Leis-
tung aufweise').

Mit dieser Auffassung stimmen die Bemerkungen, welche
Plinius über die Maler des letzten Jahrhunderts der Bepublik und
des ersten der Kaiserzeit mittheilt. Er weiss verschwindend
wenig darüber zu berichten. Während er in der Geschichte der
gleichzeitigen Plastik mehrere Künstler, wie Pasiteles, Arkesilaos
und Diogenes, lobend hervorhebt und sogar einige ihrer Werke
einer kurzen Beschreibung würdigt, führt er auf dem Gebiete der
Malerei kaum mehr als Namen an. Aus den letzten Jahrzehnten
der liepublik erwähnt er die gesuchten Portraitmaler Sopolis
und Dionysios und die Portraitmalerin Iaia oder Laia2). Für So-
polis ist eine Bemerkung in einem Briefe des Cicero :!) bezeichnend,
wo Gabinius Antiochus »einer von den Malern des Sopolis, Frei-
gelassener und accensus des Gabinius« erwähnt wird; demnach
scheint er wie gewisse heutige Modemaler das Geschäft im Grossen
betrieben und eine Anzahl von Hülfsarbeitern in seinem Atelier
beschäftigt zu haben. Von der Richtung, welche diese Künstler

1) XXXV SO: nunc et purpuris in parietes migrantibus et India
eonferente fhniiiuum suorum limum et draconum elephantorumque
saniern nulla nobilis pictura est. ontnia ergo ineliora tunc
fitere, cum minor copia. ita est, quoniam, ut supra diximus, reruin,
non animi pretiis exeubatur.

2) Plin. XXXV 147, HS. Den von Varro (Plin. XXXV 113) an-
geführten Skenographen Serapion lasse ich , da es nicht sicher ist, ob
er unserer Periode angehört, unerwähnt.

;!) Epist. ad Att. IV IG, 12.
 
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