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Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0085

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Die campanisclie Wandmalerei.

V. Ueber einige eigenthümliche stylistische Erscheinungen.

Die campanische Wandmalerei vertritt mit wenigen Aus-
nahmen eine vollständig freie Entwickelung , eine Entwickelung,
wie sie nach Allem, was wir von griechischer Kunst wissen,
etwa seit der Zeit Alexanders des Grossen zur Vollendung kam.
Nur ganz vereinzelte Erscheinungen treten aus diesem Kreise
heraus. Es sei mir verstattet, um den weiteren Zusammenhang
der Untersuchung nicht durch Hinweis auf dieselben zu unter-
brechen , die betreffenden Gemälde gleich hier zu erwähnen.

Am Deutlichsten zeigt sich eine Behandlungsweise, die vor
die freie Entwickelung und die Durchbildung des eigentlich Ma-
lerischen fällt, in dem bekannten Gemälde aus der Casa del poeta,
welches das Opfer der Iphigeneia darstellt1;. Die Composition ist
mit strengster Symmetrie gegliedert: um die Mitteigrappe entspre-
chen sich unten die Gestalten des Kalchas und des Agamemnon,
oben die der Artemis und der Nymphe, welche den an Iphigeneias
Statt zu opfernden Hirsch herbeibringt . Die gegenseitige Deckung
der Figuren ist möglichst vermieden, sodass es nur weniger Modi-
fikationen bedürfen würde, um die Composition in das Relief zu
übertragen. Die Faltenbehandlung an den Gewändern des Aga-
memnon, des Kalchas und des muthmaasslichenDiomedes verräth
eine eigenthümliche Steifheit. Während der Hintergrund auf den
übrigen Bildern in einer mehr oder minder der Wirklichkeit ent-
sprechenden Weise behandelt ist, hat der Maler hier von der
Andeutung eines realen Raumes beinah vollständig abstrahirt.
Wie wir diese eigenthümliche Erscheinung zu erklären, ob wir
darin die Copie eines vor die freie Entwickelung fallenden Ge-

ll Die beste Abbildung bei Zahn, die schönst. Orn. III 42. Heibig
N. 1304.

H e 1 Ii i g, Untersuchungen ü. d. camp. Wandmalerei.
 
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