Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0160

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
140 Der Hellenismus und die campanische Wandmalerei.

XVI. Chronologisch bestimmte Compositiouen.

Wenden wir uns nunmehr zu der Untersuchung der Gemälde
selbst, so erhebt sich zunächst die Frage, ob sich einige derselben
auf bestimmte Meister zurückfuhren lassen.

Mit hinlänglicher Sicherheit glaube ich in der Wandmalerei
Wiederholungen zweier Compositionen des Nikias nachweisen zu
können. Die hierbei in Betracht kommenden Gemälde sind die,
welche darstellen, wie Perseus die gerettete Andromeda von dem
Felsenlieruntergeleitet1) und wie ArgosdieIo bewacht2). Jeder un-
befangene Betrachter wird zugeben, dass die vortreffliche Anord-
nung und die klare und schöne Stellung der Figuren berechtigen,
die Erfindung dieser Compositionen auf einen bedeutenden Künstler
zurückzuführen. Auch waren sie im Alterthume allgemein be-
kannt und geschätzt. Die an erster Stelle erwähnte Composition
findet sich nicht nur in der Wandmalerei, sondern kehrt, mehr
oder minder abgewandelt, auch in einer Statueugruppe, auf Re-
liefs, Münzen und geschnittenen Steinen wieder9), Sie schwebte
dem Lucian vor, als er die Rettung der Andromeda schilderte4),
und ist in einem Epigramme des Antiphilos behandelt5). Die auf
den Iomythos bezügliche Composition ist nicht nur in vier pom-
peianischen Wandgemälden, sondern auch in einem römischen °)
erhalten. Properz") wurde durch dieselbe an einer bereits oben
angeführten Stelle inspirirt. Weiterhin scheint der Umstand be-
achtenswerth, dass die römische Replik dieser Composition, eben-
so wie zwei pompcianischePerseusbilder von ungewöhnlich grossen
Dimensionen sind, was zu dem Schlüsse berechtigt, dass wir es
mit Reproductionen von Megalographien im eigentlichsten Sinne
des Wortes zu thun haben. Vergleichen wir endlich die beiden
Compositionen unter einander, so verratheu sie nach Inhalt, wie

1) N. 1185—1189. Diese Composition ist, jedoch ohne weitere
Begründung, bereits von Heyne, comment. gottingens. X p. 3, C. F.
Hermann, Perseus und Andromeda p. 14 ff. und Benndorf, de anthol.
graec. epigrammätis quae ad artes spectant p. 62. 71 mit Nikias in
Verbindung gebracht worden.

2) N. 131—134. Die Vermuthung, dass diese Composition auf die
Io des Nikias zurückgehe, ist in vorsichtiger Fassung bereits von
Engelmann, Arch. Zeit. 1S70 p. 39 ausgesprochen worden.

3) S. Fedde de Perseo et Andromeda p. 77.

4) Dial. marin. XIV 3. Vgl. Blümner, arch. Studien zu Lucian
p. 77 ff.

5} Anth. plan. 147.

0; Revue archeologique XXI (1870) pl. XV.
7) I 3, 20. Vgl. oben Seite 112.
 
Annotationen