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Helbig, Wolfgang
Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12280#0288

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268

Der Hellenismus und die campanische Wandmalerei.

beweisen, dass diese Behandlung aus hellenistischer Epoche datirt.
Dagegen sind wir im Stande, diesen Nachweis zu führen hinsicht-
lich einer verwandten Erscheinung, der wir in der Wandmalerei
begegnen. Die Jägerin Atalante nämlich tritt auf zwei pom-
peianischen Wandbildern l), abgesehen von' einem leichten Ge-
wände ■ welches über ihren Kücken und ihre Beine herabfällt,
völlig nackt auf. Ganz ähnlich ist sie auf Cisten2), Spiegeln3)
und auf einem archaisirenden etruskischen Scarabäus1) behan-
delt5). Nackt war sie nach der Angabe des Plinius8) auch auf
einem alten lanuviner Wandgemälde dargestellt. Dies zeigt deut-
lich, dass die Maler der Kaiserzeit nicht die ersten waren, welche
die Jungfrau in dieser sinnlich reizenden Weise charakterisirten.

Wenn endlich Medusa auf einem herculanischen Wandbilde7)
als ein schönes Mädchen dargestellt ist, welches nur durch das
Schlangenhaar auf den ursprünglichen Charakter der Gorgone
hindeutet, so beweist ein polychromes Vasenbild aus Capuas),
welches die Gorgonen als zarte jugendliche Gestalten mit langen
blonden Locken schildert, dass diese Umbildung des Medusatypus
bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. geläufig war.

Ueber die Behandlung der durchsichtigen Gewänder brauchen
wir uns nach dem oben Bemerkten nicht weiter zu verbreiten.
Denken wir uns, was die decorative Technik hierbei nur anzu-
deuten im Stande ist, mit allen Mitteln, über welche die kunst-
mässige Malerei verfügte, zum Ausdruck gebracht, dann ergiebt
sich ein Raffinement der Darstellung, welches vollständig mit dem
Geiste der hellenistischen Kunst übereinstimmt und- in ent-
sprechenden Schilderungen des alexandrinisirenden Nonnos11) die
schlagendsten Analogien findet.

1) N. 1164. Bull, dell' Inst. 1S72 p. 194.

2) Mon. dell' Inst. VI 55. Vermüthlich auch auf der Oiste Aren.
Zeit. 1862 Taf. 164, 165 p. 292.

3) Gerhard, etr, Spiegel Taf. 274 ff.

4) Panofka, zur Erklärung des Plinius Fig. 5.

5) Ob die nackte weibliche Figur auf einer Vase etrüskischer
Fabrik bei Inghirami, vasi fittili I 1 3 und Panofka, Parodien und Cari-
caturen I 1 Atalante darstellt, scheint mir zweifelhaft.

6) Plin. XXXV 17.

7) 'N. 1182. Vgl. oben Seite 152.

. 8) Mon. dell' Inst. VIII 34. Vgl. Dilthey, Ann. dell' Inst. 1871
p. 229 ff.

9) Dionys. XXXIV 278 ff.:

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Xeiiv.6; epeuöiötuVTi yiTcbv epoivlaosxo |AGc£q>'
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