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INNEN-DEKORATION
RATH & BALBACH—KÖLN. ARCH. CARL MÜLLER
SCHLAFZIMMER IM HOTEL »AUF DEM DRACHENFELS«
sind die raumdramatischen Möglichkeiten, die die
Bewegung weckt. . . Unsere Regisseure werden über die
neuen Forderungen, die hier vorgebracht werden müssen,
nicht gerade entzückt sein, haben sie doch schon jetzt
ihre liebe Not mit den vielen praktischen und tech-
nischen Schwierigkeiten, mit den Schauspielern, mit den
Wünschen der „Künstler". Aber sie mögen bedenken,
daß, wenn sie sich nur an ein umfassendes, allgemein
gültiges Grundprinzip zu halten brauchen, sich viele
Fragen, die sonst rechtes Kopfzerbrechen verursachen,
von allein lösen. Sie werden sofort einsehen, daß sie
sich wegen der Natürlichkeit, der historischen Echtheit,
nicht weiter zu plagen brauchen. Natürlichkeit ist auf
dem Theater vollkommen ausgeschlossen; selbst wenn
wir eine Bauernstube aus einem Dorfe mitbringen und
auf der Bühne wieder aufbauen, sie wirkt dort so-
fort anders. Die Bühne hat ihre eigene Luft, ihr
eigenes Licht, ihr eigenes Leben. Die praktischen
Rücksichten, die so oft die schönsten Bilder beeinträch-
tigten (weil einfach doppelt so viel Stühle aufzustellen
waren, als der Künstler in seiner Skizze für gut fand),
können jetzt nicht mehr als unangenehme Störung emp-
funden werden. Aus dem dramatischen Gesamtverlauf
ergibt sich der Stil der Dekoration wie alle Einzelheiten.
Eine Teilung in ästhetische, historische, praktische For-
derungen gibt es nicht. Wer nicht die Handlung, das
Spiel vollkommen beherrscht, kann auch nicht die Deko-
ration entwerfen. Regie und Dekoration müssen von
einem Kopf geschaffen, von einem Geist geleitet sein! . .
Doch vorerst wird noch sehr viel ernsthaftes Studium
nötig sein, um alle Teilgebiete und Elemente der Bühnen-
kunst systematisch zu erforschen. Die Sorge um das
INNEN-DEKORATION
RATH & BALBACH—KÖLN. ARCH. CARL MÜLLER
SCHLAFZIMMER IM HOTEL »AUF DEM DRACHENFELS«
sind die raumdramatischen Möglichkeiten, die die
Bewegung weckt. . . Unsere Regisseure werden über die
neuen Forderungen, die hier vorgebracht werden müssen,
nicht gerade entzückt sein, haben sie doch schon jetzt
ihre liebe Not mit den vielen praktischen und tech-
nischen Schwierigkeiten, mit den Schauspielern, mit den
Wünschen der „Künstler". Aber sie mögen bedenken,
daß, wenn sie sich nur an ein umfassendes, allgemein
gültiges Grundprinzip zu halten brauchen, sich viele
Fragen, die sonst rechtes Kopfzerbrechen verursachen,
von allein lösen. Sie werden sofort einsehen, daß sie
sich wegen der Natürlichkeit, der historischen Echtheit,
nicht weiter zu plagen brauchen. Natürlichkeit ist auf
dem Theater vollkommen ausgeschlossen; selbst wenn
wir eine Bauernstube aus einem Dorfe mitbringen und
auf der Bühne wieder aufbauen, sie wirkt dort so-
fort anders. Die Bühne hat ihre eigene Luft, ihr
eigenes Licht, ihr eigenes Leben. Die praktischen
Rücksichten, die so oft die schönsten Bilder beeinträch-
tigten (weil einfach doppelt so viel Stühle aufzustellen
waren, als der Künstler in seiner Skizze für gut fand),
können jetzt nicht mehr als unangenehme Störung emp-
funden werden. Aus dem dramatischen Gesamtverlauf
ergibt sich der Stil der Dekoration wie alle Einzelheiten.
Eine Teilung in ästhetische, historische, praktische For-
derungen gibt es nicht. Wer nicht die Handlung, das
Spiel vollkommen beherrscht, kann auch nicht die Deko-
ration entwerfen. Regie und Dekoration müssen von
einem Kopf geschaffen, von einem Geist geleitet sein! . .
Doch vorerst wird noch sehr viel ernsthaftes Studium
nötig sein, um alle Teilgebiete und Elemente der Bühnen-
kunst systematisch zu erforschen. Die Sorge um das