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INNEN-DEKORATION
der Disziplin der Masse nicht ganz unbesorgt sein. Die
Neigung des Deutschen, das Gedankliche und Grüb-
lerische vorherrschen zu lassen auf Kosten der reinen
Form, macht es nötig, immer und immer wieder auf die
Bildung des »Geschmackes« zu achten. Diese Auf-
gabe ist schwer und entsagungsvoll. Da gilt es, nie den
Mut zu verlieren, immer und unermüdlich an sich selbst
zu prüfen, ob man auch Brot und nicht Steine bietet, den
Schwachen aufzumuntern und den Frechen zu dämpfen, es
gilt zu bändigen und aufzurütteln, Mut zu machen und
den Ubermut zu bekämpfen, die Phantasie zu wecken und
zugleich zu zügeln. Wie aber löst man diese scheinbar
widersprechenden Aufgaben? Durch Vorbild und be-
freiende Tat, durch Aufrichtung hoher Leistungen als
Maßstab ! »Factis — non verbis !« d. h. nicht bloß durch
geistreiche Worte, so berechtigt und wahr sie sein mögen,
sondern durch die körperliche Erscheinung, die den Be-
weis für die Nützlichkeit idealer Forderungen
erbringt. Diesen Weg hat die deutsche Kunst bisher
mit Erfolg beschritten, allen voran der Verlag des weit-
blickenden Herausgebers der drei hochangesehenen
Darmstädter Kunstzeitschriften. Aber noch viel eif-
riger gilt es jetzt in diesem erzieherischen Sinne zu
arbeiten. Ist doch die Verantwortung des deutschen
Volkes vor der Welt ins Gigantische gewachsen. An
deutschem Wesen soll jetzt die Welt genesen! Erstreben
PROFESSOR CARL WLTZMANN-WIEN. HAUS G.KOTTOW1TZ, EDLER v.KORTSCHAK. STRASSENFROHT M. EINGANGSPORTAL
INNEN-DEKORATION
der Disziplin der Masse nicht ganz unbesorgt sein. Die
Neigung des Deutschen, das Gedankliche und Grüb-
lerische vorherrschen zu lassen auf Kosten der reinen
Form, macht es nötig, immer und immer wieder auf die
Bildung des »Geschmackes« zu achten. Diese Auf-
gabe ist schwer und entsagungsvoll. Da gilt es, nie den
Mut zu verlieren, immer und unermüdlich an sich selbst
zu prüfen, ob man auch Brot und nicht Steine bietet, den
Schwachen aufzumuntern und den Frechen zu dämpfen, es
gilt zu bändigen und aufzurütteln, Mut zu machen und
den Ubermut zu bekämpfen, die Phantasie zu wecken und
zugleich zu zügeln. Wie aber löst man diese scheinbar
widersprechenden Aufgaben? Durch Vorbild und be-
freiende Tat, durch Aufrichtung hoher Leistungen als
Maßstab ! »Factis — non verbis !« d. h. nicht bloß durch
geistreiche Worte, so berechtigt und wahr sie sein mögen,
sondern durch die körperliche Erscheinung, die den Be-
weis für die Nützlichkeit idealer Forderungen
erbringt. Diesen Weg hat die deutsche Kunst bisher
mit Erfolg beschritten, allen voran der Verlag des weit-
blickenden Herausgebers der drei hochangesehenen
Darmstädter Kunstzeitschriften. Aber noch viel eif-
riger gilt es jetzt in diesem erzieherischen Sinne zu
arbeiten. Ist doch die Verantwortung des deutschen
Volkes vor der Welt ins Gigantische gewachsen. An
deutschem Wesen soll jetzt die Welt genesen! Erstreben
PROFESSOR CARL WLTZMANN-WIEN. HAUS G.KOTTOW1TZ, EDLER v.KORTSCHAK. STRASSENFROHT M. EINGANGSPORTAL