Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (27.1913)

Ueber die Tiefenschärfe photographischer Objektive. 3-1-
5. Mit wachsendem Durchmesser der wirk-
samen Objektivöffnung nimmt die Erstreckung
der Tiefenschärfe stark ab. Objektiven mit sehr
großer Oeffnung kommt infolgedessen nur ein be-
schränktes Anwendungsgebiet zu.
6. Bei gleichem absoluten Oeffnungsdurch-
messer und gleicher in Brennweiten gemessener
Objektdistanz (gleicher Verkleinerung) ist die Er-
streckung der Tiefenschärfe (gleichfalls in Brenn-
weiten gemessen) für alle Brennweiten gleich
groß.
Bei gegebener Aufstellungsdistanz und ge-
gebenem Oeffnungsdurchmesser (beide in ab-
solutem Maß, z. B. in Metern gemessen) wird aber
die Erstreckung der Tiefenschärfe um so geringer,
je größer die Brennweite ist.
7. Bei Einstellung auf eine beliebige Entfernung
mit voller Oeffnung und nachheriger Abblendung
auf x mit einer Unschärfe von x/10 mm treten
folgende Verhältnisse ein:
a) Der wirksame Oeffnungsdurchmesser, in
Millimetern gemessen, muß den zehnten Teil der
in Brennweiten gemessenen Entfernung zwischen
dem scharf eingestellten Obj ekt und dem vorderen
Brennpunkt des Objektives betragen.
b) Die gleiche Schärfe wie für cc (sehr entfernte
Objekte) liegt im Vordergründ halb so viele Brenn-
weiten vor dem vorderen Brennpunkt, als die um
eins verminderte Verkleinerungszahl angibt. Bei
großer Aufstellungsdistanz erstreckt sich die zu-
gelassene Unschärfe im Vordergründe bis an-
nähernd auf die Hälfte des Ab Standes zwischen
Objektiv und scharf eingestelltem Objekt.
8. Hat man mit voller Oeffnung auf 00 scharf
eingestellt, so ist der nächste Punkt im Vorder-
gründe um einen Betrag von der Objektivmitte
entfernt, welcher dem zehnfachen Produkt von
Brennweite und Oeffnungsdurchmesser für 1 10 mm
größte Unschärfe und dem fünf fachen Produkt von
Brennweite und Oeffnungsdurchmesser für '/6mm
Unschärfe gleich ist.