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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Urban, Wilhelm: Beiträge zur Praxis des explorativen Photographierens für gerichtliche Zwecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0184

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Exploratives Photographieren für gerichtliche Zwecke. -'-7-'-
Bei Verwendung einer derartigen Apparatur ist ohne
■weiteres zweierlei klar vorauszusehen: Einmal werden die
Oberflächenreflexe, die bei zwei verschiedenen Tintensorten
meist verschieden stark auftreten, sich hier besonders gut
ausprägen1), bezw. differenzieren lassen, zweitens wird eine
für kritische Beobachtung genügende Bildschärfe nur mit
Anwendung relativ großer Objektivbrennweiten bei gleich-
zeitig sehr starker Abblendung der betreffenden Instrumente
möglich sein. Um nun die starke, in vielen Fällen mißliche
Verkleinerung der Objektivöffnung zu vermeiden, bezw.
leichter die notwendige Tiefenschärfe über einen größeren
Raum zu erhalten, kann meinen Erfahrungen nach die
Winkelung der Objektivebene auch weniger spitz gewählt
werden. Tatsächlich ist eine Winkelung von 45 Grad voll-
kommen ausreichend, wenn gleichzeitig die Beleuchtungs-
richtung zur optischen Achse auf 90 Grad gewinkelt wird2).
Noch stumpfere Winkel (aus Objektivebene und optischer
Achse!) zu verwenden, ist deshalb nicht empfehlenswert,
weil dann die vom beleuchtenden Kegel geschaffene Schatten-
wirkung zu stark in den Hintergrund gedrängt würde.
Dieses wäre aber meist vom Uebel, da der Effekt der Me-
thode keineswegs nur auf einer Ausnutzung der Totalreflexion
beruhend angesehen werden darf, sondern vielmehr durch
die Wirkung ausgesprochenen Seitenlichtes — insbesondere
bei körperlich ausgeprägten Schriftzügen — wesentlich unter-
stützt wird.
Im günstigen Falle werden nun bei dermaßen durch-
geführten photographischen Bildern die älteren Schrift-
elemente von den (oben liegenden) jüngeren Elementen
durchschnitten erscheinen, d. h. die nachträglich eingesetzten
Typen werden durch fortlaufende Linien dargestellt. Frazer
gibt nun (nach Reiß) an: „daß diese Erscheinung bei
allen Tintenkörpern eintritt; selbst wenn der obenliegende
Strich von einer ganz dünnen, der untere jedoch von einer
starken schwarzen Tinte herrührte, wäre der obere, dünne
Strich auf der Photographie als fortlaufende Linie sichtbar,
während der stärkere, untere Strich unterbrochen wäre“.
Auf Grund der Ergebnisse meiner bisherigen Praxis scheint

1) Da der hier geschilderte Vorgang schon mit dem bloßen Auge sich
beobachten läßt, wenn „schräg“ gegen das Original geblickt wird, so dürfte
die deutsche Bezeichnung „Schrägblickaufnahme“ die Methode am besten
kennzeichnen.
2) Nach diesen Gesichtspunkten erfolgten auch die Aufnahmen, von
welchen im weiteren noch die Rede sein wird
 
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