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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0159
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OFFENBACH

133

Die drei Glocken sind mit gleichlautenden Inschriften versehen, gehören
also der gleichen Zeit an. Auf der Schweifung stehen innerhalb eines Lorbeer-
kranzes die Worte:

REGNANTE
SERENISSIMO PRINCIPE
DOM: DOM: WOLFGANGO
ERNESTO . S . R . I. PRINCIPE
YSENBURGI U. BÜDINGEN.

PASTORIBUS
C . F . HEUSL1NG INSPECTOR
I. CONRADI. PAST. AUL.
PRESBYTERIS.
C . HILD .I.C. SEIP . I. P. LUTZ
I. MERTEN .I.C. HECK
H . P . HERMANN.
Um die Haubenwölbung läuft die Inschrift:

ANNO 1766 GOS MICH JOHANN GEORG UND JOHANNES
SCHNEIDEWIND IN FRANCKFURT.
Die ehedem unter der Schlosskirche befindliche Fürstliche Familiengruft wurde bei
der Erneuerung des Gotteshauses im Beginn der 60er Jahre beseitigt und die
sechzehn Särge in einer Sepultur auf dem städtischen Friedhof beigesetzt. — Vom
benachbarten Schlossgebäude führte in früherer Zeit ein bedeckter Gang über den
Schlossgraben zur Kirche und in die herrschaftliche Loge, Noch jetzt sind im
westlichen Eckthurm des Schlosses und in der gegenüberliegenden Hochwand der
Kirche die vermauerten Thüren dieses Verbindungsganges erkennbar.

Die früher lutherische, seit 1848 unirte evangelische Kirche, sogenannte Stadtkirche
Stadtkirche, wurde 173g begonnen und am 1. Dezember 1748 der erste Gottes-
dienst darin gehalten. Der Thurm wurde, nach der Glockeninschrift (s. u.) zu
schliessen, im darauffolgenden Jahre vollendet. Das Bauwerk ist von bescheidenen
Abmessungen und bildet ein Rechteck mit schlichtem dreiseitigem Chorhaupt.
Hohe, schmale Fenster schliessen im Flachbogen. Die Fassade hat ein Portal
mit einfach ornamentirten Wandungen. Am Fassadengiebel erhebt sich ein schiefer-
verkleideter Dachreiterthurm im Quadrat, aus welchem zwei verjüngte Oktogon-
geschosse aufstreben, die mit birnfürmig gerundeter Bedachung abschliessen und
von einem schmiedeisernen Kreuz von guten Formen bekrönt sind. Anspruchslos
wie das Aeussere ist auch das Innere. Die Kanzel steht dem Haupteingang gegen-
über und ist umgeben von einer korinthisirenden Säulen- und Pilasterarchitektur.
Ein Wandgemälde in der Mitte der flachen Eindeckung zeigt die Himmelfahrt
Christi in lebensgrossen Figuren und kann kaum Anspruch auf künstlerisches Mittel-
gut erheben. Ein gleiches gilt von dem in der Sakristei befindlichen Oelbild mit
der Darstellung des Abendmahles. An den Emporen mögen die glatten Säulen-
stämme mit dorischen Kapitalen von der in den dreissiger Jahren stattgefundenen
Erneuerung des Innenraumes herrühren. Eine Gemäldefolge biblischer Vorgänge,
welche die Füllungen der alten Emporenbalustrade zierte, wurde damals entfernt
 
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