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Schaefer, Johann Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Kreis Offenbach — Darmstadt: Bergstraesser, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.18296#0269
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238 KREIS OFFENBACH

der Sakristei sammt Wölbung — die obere neuere Maueraufsattelung bleibt hier
ausser Betracht — dürfte nicht unbedingt abzuweisen sein. Von dem primitiven
rippenlosen Kreuzgewölbe ganz abgesehen, verdient die romanisirende Bildung des
einfachen tiefgelaibten Rundbogenfensters bei der Frage nach der Zeitstellung dieses
Bautheiles alle Beachtung, mag immerhin der gothische Werkmeister jenem urthüm-
lichen Fenster sein Zeichen aufgemeisselt haben und die schlichte Rundbogenform
auch bei Lichtöffnungen der Spätgothik ausnahmsweise vorkommen.

Altäre Das Hochaltarwerk, von spiralförmigen Säulen flankirt und mit gebrochenen

Giebeln bekrönt, ist eine künstlerisch nicht hoch anzuschlagende Arbeit aus der
gleichen Zeit wie die Orgel- und Emporenanlage. Die Mitte des Hochaltars schmückt
ein Krucifixus mit Maria und Johannes zu den Seiten, Holzskulpturen aus dem
Stadium des Ueberganges von der Gothik zur Renaissance. — In der Nische des
Seitenaltars steht eine Madonnenstatue von zweidrittel Lebensgrösse, ein Werk
des 17. Jahrhunderts, im Ganzen eine befriedigende Arbeit, obschon mit den aus-
schreitenden Zügen des Barocco behaftet. — Eine Statuette des h. Wendelin an
der südlichen Hochwand zeigt den Beschützer der Heerden und Triften im Rococo-
Kostüm ihrer Entstehungszeit.

Taufstein Der Taufstein ist auf dem aus Sandstein gehauenen Becken mit Relief-

darstellungen von Engelköpfen und Fruchtornamenten geschmückt. Am Rand des
Beckens steht eingemeisselt:

1679 : II : MO : XBRIS.

Die Inschrift wird als das Datum der Aufstellung des Taufsteins am zweiten Tag
des Monats Dezember des bezeichneten Jahres zu erklären sein.
Gerathe jn Sakristei wird aufbewahrt: eine Monstranz von vergoldetem Kupfer,

und Paramente

ein Werk aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts von guter Zeichnung in lebhaft
geschwungenen Rococoformen ; ferner ein Messgewa?id (Kasula) nebst Stola, Manipel,
Kelchtuch und Bursa, treffliche Handarbeit in Plattstichtechnik, mit Passionsblumen,
Rosen, Nelken in verschlungenen Motiven übersäet und umgeben von Ornamenten
in schwerer Goldstickerei, die auf das vorige Jahrhundert hindeuten. Die Unter-
lage von weisser Seide ist neueren Ursprungs.

Glocken Von den drei Glocken gehören zwei der Gegenwart an; die dritte trägt

folgende in strenger Originalfassung wiedergegebene Inschrift:

SANCT JOHANNES HEIS ICH
LAVX RVCKER ZV FRANKFVRT
GOS MICH. 1579 ANO DOMI.

Am unteren Glockenrand sind kleine, in den Einzelformen leider unkenntliche
Medaillon-Reliefköpfe angebracht in Nachbildung römischer Münzen. Von sonstigen
Reliefbildern der Glockenwandung ist bei der Ungunst des dem Beschauer an-
gewiesenen Standpunktes nur die Taube als Symbol der dritten Person der Trinität
erkennbar.

Pfarrhot Der Pfarrhof ist ein stattliches Gebäude von 1758. Daneben steht auf

hohem Postament eine Statue des h. Johannes von Nepomuk von 1736, hand-
 
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