Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rott, Hans; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 9,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Bruchsal (Kreis Karlsruhe) — Tübingen, 1913

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.1369#0340
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
3°6

AMT BRUCHSAL — STETTFELD

Marcellus-
kirche

nni i h

Römisches der Straße nach Bruchsal, auf dem Anwesen Daniel Müllers einen Votivstein der
Göttinnen am Vierweg mit Sockel und Sims (H. 1,12 m, Br. 0,38 m) und der Inschrift:
J(n) h(onorem) d(omus) dßvinae) deabus Quadrubi(i)s (U)rsinus Coccei (filius) et Cassi
coniunx Ursinia Gaiani (filia) ex voto posuerunt. Unfern der Stelle, etwas gegen Westen,
Teil einer Schuppensäule und eine zerbrochene runde Tischplatte entdeckt, weiter
zwei Grabsteine von Frauen im »Dorfgraben« des Gartens von Fr. Woll. Daselbst
auf dem Pfarracker Ziegel mit dem Stempel LPL in einem Hypokaust ausgegraben;
von Pfarrer Stratthaus 1875 beim sog. Schwedenbrunnen am Weg nach Zeutern
Bruchstücke einer Votivinschrift der Diana; anscheinend verloren. Ebendaselbst

wurde 1884 ein wohlerhalte-
nes, jetzt in denGroßh. Samml.
Karlsr. befindliches Epona-
relief mit zwei Inschriftfrag-
menten, Ton- und Ziegel-
scherben zusammen aufge-
deckt. Auf der verzierten
Scherbe einer Sigillataschale,
von Stettfeld stammend, der
Töpferstempel Avitus (Wag-
ner II, 17 7 — 180, mit Abbild.).
Kath. Pfarrkirche
St. Marcellus. Die ältere
Kirche 1356 erwähnt. Bei
der Kirchenerweiterung 1891

Fig. 127. Grandriß der alten Kirche zu Stettfeld.

Got. Chor

Tur

wurden Turm und Chor als Querschiff beibehalten und die neue Kirche quer durch
das alte einschiffige Langhaus gelegt (Fig. 127).

Der got. Chor. Der alte, in drei Seiten eines Achtecks endigende und von
Sockel und Kaffgesims umschlossene Chor wird außen von zweimal abgetreppten,
spätgotischen Strebepfeilern gestützt, welche die beiden einzigen, mehrfach vorkom-
menden Steinmetzzeichen % % aufweisen, von denen das erste auch bei den schwach
gekehlten, mit einfachem Schrägprofil und modernem Maßwerk versehenen Chor-
fenstern wiederkehrt. Im Innern Sterngewölbe aus einfach gekehlten Rippen, die
über Konsolen aus den Chorwänden und Chorecken aufsteigen. Die Kragsteine
sind in den Ecken seitlich des Chorhauptfensters verziert: Links mit einem Schild, auf
welchem Pflug und Rebmesser ausgehauen, rechts mit Schild, auf dem das fast 20 cm
hohe Werkmeisterzeichen "+y ausgemeißelt ist. In den benachbarten Chorecken je
ein Lockenkopf, an den Konsolen des Chorjoches Äste mit verwildertem Laubwerk.
Auf dem östlichen Schlußstein des Gewölbes ein Wappen mit Fingerring (Bischof
Johann von Enzberg?). Der Triumphbogen gotisch, beiderseits abgefast.

An der Nordwand ein. Sakramentshäuschen, mit. Fialen, Krabben und
Maßwerk verziert (restauriert); über dem Türchen die Zahl I#A? (= 1473)-

Sakristei an der Nordseite des Chors, mit einem grätigen Kreuzgewölbe
gleichzeitig eingedeckt. Verbindungstür einfach, spitzbogig.

Der got. Turm an der Westseite, dreigeschossig, mit schmalen Fenstern und
Gurtgesimsen, in seinen unteren Teilen anscheinend aus dem 14., die oktogonale
 
Annotationen