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Rott, Hans; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 9,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Bruchsal (Kreis Karlsruhe) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1369#0346
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312

amt Bruchsal — untergrombach

Steinzeit

Tür

tauchte er unter den Stühlinger Bauern nochmals auf, »mit einem grauen Bart« bereits, um
dem Bundschuh »Fürgang« zu verschaffen. Dann verschwindet seine interessante Per-
sönlichkeit im Dunkel der Geschichte.

Steinzeitliche Siedlung auf dem Michaelsberg nördlich von Untergrombach.
Hier wurde eine bedeutende, zuerst von Cohausen bemerkte und dann von Schu-
macher und Bonnet freigelegte und im einzelnen durchforschte Siedlung der neolithischen
Epoche aufgedeckt, deren geschlossener Typus bei seiner Wichtigkeit als der »Michels-
berger« in der Terminologie der Steinzeit festgehalten wurde. — Die Niederlassung östlich
von der Kapelle umschließt auf der Kuppe einen ungefähr 400 m in die Länge und 200 m
in die Breite westöstlich sich erstreckenden, durch einen 5,00—6,00 m breiten Graben

abgegrenzten Raum. Nach Südosten wurde dieser Graben
bei einer Tiefe von 0,60—1,20 m noch gegen 370 m hin fest-
gestellt. Nahe an dem Ort, wo der Feldweg nach Obergrom-
bach im Südosten den Graben durchschneidet, war vielleicht
ein Eingang, da dieser hier ca. 20 m völlig aufhört. Auf diesem
Raum wurden bei unregelmäßig verstreuter Lage etwa 90 flache,
mulden- und kesseiförmige Gruben untersucht, Wohn-, Herd-,
Vorrats-, Abfallgruben und Gräber.

In der Mitte der 1,50—5,00 m im Durchschnitt messen-
den Wohngruben, Flachmulden, deren Boden eine schwarze
Kulturschicht samt Tierknochen und Scherben deckte, befand
sich die Feuerstelle mit Holzkohlen, Asche und verbrannten
Steinen. Bewurfstücke aus Lehm deuteten auf die Bedachung
der Hütte. — Die Herdgruben kesseiförmig bei einer Tiefe
von 0,60—1,00 m, die Sohle mit einer Aschenschicht bedeckt,
in der sich Scherben, verbrannte Knochen und Feuerstein-
splitter befanden, ebenso Herdsteine zum Aufstellen der Ge-
fäße. — In den Vorrats- und Abfallgruben keine Aschenschicht.
Dunkle Erde der Gesamtinhalt des Kessels; in den ersteren
ganz erhaltene Tongefäße, in den letzteren Scherben mit einer
Menge zerschlagener und zerspaltener Tierknochen. — Die
Gräber kesseiförmig und tiefer als die sonstigen Gruben. Auf
der Sohle eine Aschenschicht, darüber der Grabesinhalt:
Der Schädel neben einem größeren Stein, von ihm bedeckt
oder von mehreren umgeben; sonstige Skelettreste nur, wenn
versintert oder von Aschenschicht eingeschlossen. Neben dem Schädel, an die Grabes-
wand gelehnt, stets ein tulpenförmiger Becher oder sonst ein kleines Gefäß; immer Tier-
knochen als Beigaben. Im obern Teil des Grabes über dem Skelett eine größere Anzahl von
Tongefäßen der verschiedensten Form, auch Werkzeuge von Hörn, Knochen und Stein;
vereinzelt auch Bewurfstücke einer Hütte. Unter allen Kesselgruben nur drei Langgräber.
Die größere Anzahl der Gräber längs des heutigen Weges nach Obergrombach;
dieser also in seinem allgemeinen Zug uralt. Die Tongefäße, deren Einzelformen bei Wagner
abgebildet, sind aus freier Hand ohne Drehscheibe hergestellt, aus gewöhnlichem, leicht
gebranntem Ton; den grobem und größern sind zur bessern Feuerbeständigkeit Quarz-
stückchen beigemengt.

füuunu—;

F'g- 131-
Grundriß der ehem. Dorf-
kirche zu Untergrombach.

-fcr
 
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