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Rott, Hans; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 9,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Bruchsal (Kreis Karlsruhe) — Tübingen, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.1369#0382
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346

AMT BRUCHSAL — ZEUTERN

Fränkisches Eine erneute Ausgrabung fand Herbst 1903 im Auftrag des Karlsruher Altertums-

vereins durch die Großh. Samml. Karlsr. statt. Hierbei wurde die Bestattungsweise
in Reihen festgestellt und die Tatsache, daß einzelne Gräber vor andern durch größere
Erdhügel über ihnen ausgezeichnet waren. Als hauptsächliche Funde kamen noch
hinzu: Eine 52 cm lange Speerspitze, Beinkämme, Scramasax, Schildbuckel, eine silber-
tauschierte Eisenschnalle, Riemenzungen, kugelige Tonflasche, schwärzliche, verzierte
Henkelkanne mit dreigelapptem Ausguß, ein verziertes, doppeltkonisches Tongefäß, eine
silberplattierte runde Scheibenfibel, darauf die stilisierte Figur eines Adlers. Vielleicht
6. Jh. (Wagner IT, p. 183 f.)

Kath. Pfarrkirche St. Jodocus. Erbaut 1846, restauriert 1881.

Taufstein mit Spatrenaissanceverzierungen an Fuß und Becken. Ende des 17. Jhs.
Deckel mit der Taufe, ortsübliches Barock. - • .'

Holzfigur des hl. Sebastian ah der Südwand. Durchschnittsbarock.

Monstranz des 17. Jhs. mit Darstellung der Erzengel. Augsburger Arbeit. Meister-
marke I. M. (Fr. Mone, Die bild. Künste, 165; von mir nicht gesehen.)

Ölberg an der Südseite der Kirche in einer neuen Kapelle. Letztes Drittel etwa
des 15. Jhs., soweit die Restaurationen eine Datierung zulassen.

An der Kirchhofsmauer an der Nordseite auf einem Werkstück in gotischer Minuskel
die Inschrift: Antonius Stamler pleba' IXAZ (= 1472). Vielleicht früher zum Ölberg
gehörig und den Stifter bezeichnend.

Jodocus-

kirche
Einrichtung

Olbe

ZEUTERN

Martins-
kirche

Mitteil. d. bad. histor. Kommiss. XIII (1891), 115; XX (1898), 120.

Feigenbutz, Kraichgau, 262 ff. — Erzbistum Freiburg, 683.

Geschichte. Ziutern 771; Ziuternheim 779; Ciudrincheim 872; Zutheren 1161;
Zutrin ca. 1090; Zutern 1304. — Bereits 770 als Villa Ziuterna in pago Creichgowe ge-
nannt. Kloster Odenheim hatte hier Besitzungen. König Rudolf von Habsburg ver-
lieh dem Ort 1286 die gleichen Rechte wie dem Städtchen Heideisheim; trotzdem ist er
in der Folgezeit nicht Stadt geworden. Zeutern kam früh schon an das Hochstift Speier;
1241 kaufte Bischof Konrad V. die Zeuterner Besitzungen Rudolfs von Kißlau. Der Ort
hatte vom 13. Jh. nachweisbar bis in das 16. Jh. hinein eigenen Adel. Der Stammsitz
nicht mehr nachweisbar. Zeutern gehörte bis 1803 zum weltlichen Gebiet des Hochstifts
Speier.

Kath. Pfarrkirche des hl. Martin. Bereits 824 eine Kirche hier genannt;
ebenso um 1090, 1213.

Der Turm an der Ostseite hinter dem eingezogenen Chor des 18. Jhs.; ehedem völlig
verputzt, wie man an den gerauhten Quadern sieht. Im Jahre 1409 erbaut laut der In-
schrift an der Südostecke: An ■ M ■ CCCC ■ IX" ■ Ij ■ OF7 ■ E ■ FACTV. Gotische
Majuskeln. Über dem gekehlten Gesims geht der Turm ins niedrige Oktogon des 17. Jhs.
über; später verkleinert, als man die barocken Fenster einsetzte. Über dem profilierten
hölzernen Hauptgesims der Schieferhelm. Ein Treppenturm 1911 an der Nordseite angebaut.
— Das gotische Langhaus niedriger als das jetzige; die alte Dachspur noch am Turm im
Speicher sichtbar.
 
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