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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Grautoff, Otto: Die französische Literatur über die Zerstörung der Kirchen und Baudenkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0379

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BERNHARD HOETGER

OLGA (MAJOLIKA)

Für 19 Fr. wurde der Beichtstuhl losge-
schlagen.

Ein Arbeiter trug für 2 Fr. im Triumph
einen Stuhl davon. Eine Jungfrau in Stein
ohne Kopf und Arme brachte 401 Fr., wäh-
rend ein nagelneuer und ganz weißer, heili-
ger Joseph mühsam 1,50 Fr. erreichte. Aller-
dings stammte die Jungfrau aus dem fünf-
zehnten Jahrhundert. Das Harmonium
brachte 115 Fr.; die Glocke, die 500 Kilo
wog, wurde für 800 Fr. zugeschlagen.

— Das ist zu teuer, murmelte ein Händler
neben mir. 1 Fr. das Kilo wäre teuer genug.

Es dunkelte; man zündete die Kerzen an.
Einige Raucher benutzten diese Gelegenheit,
um sich ihre Pfeifen und Zigaretten anzu-
zünden. Die Auktion ging noch weiter:
5,50 Fr. der Christus, 35 Fr. der Altartep-
pich, 28 Fr. der Stock des Schweizers, 25 Fr.

eine Kreuzabnahme. Inzwischen war es völ-
lig Nacht geworden in der Kirche, welche
einem Trödlerladen glich, man mußte auf-
hören. —

— Morgen kann ich nicht, sagte der Magi-
stratsdiener.

Er stritt mit dem Bürgermeister. Endlich
erklärte Paillard mit seiner großschnauzigen
Stimme: Die Auktion wird nächsten Sams-
tag, am Weihnachtstage, um 1 Uhr fortge-
setzt.

Auf dem Wege zum Bahnhof fand ich vor
der Tür eines Wirtshauses die ausgelasse-
nen jungen Leute singend und trinkend wie-
der, die immer noch ihre Soutanen trugen.
Nach den Möbeln verkaufte man die Geräte
und dann begann man mit dem Abbruch.
Clair Guyot, ein Journalist vom Echo de
Paris, hat sie bei der Arbeit gesehen.

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