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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Bulle, Heinrich: Attische Grabvasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0072

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I.EKATIIF.N IN ATHEN

ATTISCHE GRABVASEN

Der VN ind, der von den Gräbern der Alten
herweht, kommt mit \\ olilgerüchen über
einen RofenhügeL Die Grabmäler lind herzlich
und rührend und Hellen immer das Leben dar...
Da liehen Vater und Mutter, den Sohn in der
Milte,einander mit unausfprechlicherNatürlich-
keit anblickend. Hier reicht lieh ein Paar die
Hände. Sie liehen beifammen, nehmen Anteil
aneinander, lieben lieh. Da ill kein gehariiifchter
Mann auf den Knien, der eine fröhliche Aufer-
llelnuig erwartet Sie falten nicht die Bände,
fchauen nicht in den Himmel, fondern fie find
hienieden, was fie waren und was Ge lind.
Der KünfUer hat nur die einfache Gegenwart
der Meiifchen hingellellt, ihre Exiftenz dadurch
fortgefetzt und bleibend gemacht. Mir war die
unmittelbare Gegenwart diefer Steine höchfi
rührend.'4

So fchrieb Goethe 1786 in \ erona vor einigen
antiken Grabfteinen, und was er empfand, das
charakteriliert überhaupt die klaffifche Gräber-
kunft. Nur fehen wir heute deutlicher, wie in

dem gemeinfamen Grundthema vom Dicsfeils-
menfehen lieh die Gefiimung der \ ölker und
Zeiten gar verfchiedeu fpiegelL Lud wir fehen.
wie das Athen des fünften und vierten Jahrhun-
derts v. Chr. in feiner und reiner Mehfchlichkeit
immer die Königin bleibt. Walter Riezler hal
uns in einem Monumentalwerk eine befondere
Seite diefes einzigen Athen nähergebracht*), in-
dem er bei feiner Arbeit mit allem kritifchen
Rüllzeug des Vrchäologen die 1 einfühligkeil
einer an der neueren Kunll gefcludten Emp-
findnng verband.

Am Grabe opferte man den Toten in den fin-
tieren allen Zeilen Lebendiges, fpäler, mehr an-
deutend, was zum Schmucke des Lebens gehört.
Binden, Kränze, Salben. Immer aber Ol, neben
Brot und Ei der Inbegriff der Speife. In fchön-
verzierten Fläfchchen bekam es der Tote ins

*) Walter Riezler, AVeißgrundige attifche Lekvthen, nach
Adolf Furtwänglers Auswahl, mit Beiträgen von R. Hackl.
2 Bde., 1)6 Tafeln, 52 Abbildungen im Text. F. Bruckmann A. G.,
München.

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