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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Griebitzsch, Herbert: Eugen Kerschkamp: ein rheinischer Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0021

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Nicht starr, streng, rein zeichnerisch wird die Na- dem Figurenbild. „Fischfrau", ..Flucht" sind älte-
tur eingefangen und vergewaltigt. Sie bleibt auch ren Datums, „Weinernte" stammt aus allerjüngster
im Bild, was sie ist: lebendiger Organismus reich an Zeit. Hier erfüllt sich mehr als nur persönliche
innerer Dynamik. Entwicklung, hier geht der Weg der jungen deut-
Neben der Landschaft sind es das Stilleben und das sehen Kunst. Die Szene, der Gehalt triumphiert
Bildnis, die Kerschkamps Themenwelt bereichern. über alle nur ästhetische Einstellung. Die Bilder
Auch hier offenbaren sich gleiche Vorzüge: Ringen haben wieder einen tieferen Sinn. Sie sagen etwas
um verinnerlichte Darstellung und bei aller Zart- aus, sind bildkünstlerische Prägung der Lebensauf -
heit ein Streben nach, im Gesamt gesehen, fester, gaben des Heute — somit zeitnahe Gestaltung! Die
gebauter Bildgestaltung. Es gibt Werke Kersch- „Weinlese" zeigt schaffende, tätige Menschen. Es
kamps, die zeigen diesen Grundzug klar. Etwas geht nicht um bloßes Sosein — sei es schön, dra-
mächtig Geformtes, kubisch Gegliedertes geht von stisch, modisch oder sonstwie gefaßt — es geht viel-
diesen Arbeiten aus. Aller Flüchtigkeit wird Festig- mehr um das Leben in seiner höchsten Erfüllung,
keit der Form entgegengesetzt. So sehr das weich Ein tiefer Sinn durchzieht offensichtlich die Dar-
Fließende, zart Nuancierende Lebenselement, es Stellung und weist deutlich auf den letzten Angel-
soll doch nicht im duftigen Rausch einer Augen- punkt im Schaffen Kerschkamps und der jungen
blicksnotiz untergehen, sondern zu Dauer geprägt Kunst überhaupt.

sich bieten. Der Drang zu Tiefe, zu Wesensschau, Kerschkamp lebt, wir sagten es schon, in Rhöndorf,
wider bloße Beobachtung wirkt bestimmend. Er Er lebt nicht nur da in Beschaulichkeit, es ist ihm
bedingt auch die Liebe zum Kontur, der immer die vielmehr selbstverständliche Aufgabe, erlebend
Einzelheiten zusammenhält. Die lockere Vielfalt ewig in Bereitschaft und schaffend diesen herr-
bleibt Binnengestaltung einer Reihe größerer Ein- liehen Landstrich Deutschlands gestalterisch aufzu-
zelteile, die jedes für sich genommen als mächtig fangen und in der Hinwendung zur Landschaft und
und wuchtig gelten wollen und dies auch tun. zu ihren Menschen Spiegelbilder der neuen Lebens-
Heute gilt Kerschkamps Streben ganz besonders schau überhaupt zu schaffen.

Eugen Kerschkamp. Schloß

Kunst f. Alle, Jahr£. 52, Heft 1, Oktober 193G

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