Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0074
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Doede, Werner: Edwin Scharff
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Edwin Scharff. Bildnisbüste eines jungen Mädchens
Edwin Scharff. VonW.Doede
Edwin Scharff. der Bildhauer, hat als Maler begon-
nen. Ein Fall, der gar nicht so selten ist, wie er
scheint. Aber der Maler schon liebte die Linie. Mag
dann bei dem Entschluß zur Plastik das Erlebnis
des Raumes seine Wirkung getan haben, der W ille
zur Linie ist geblieben. Das Malerische — am pla-
stischen Objekt die alle Grade von Licht und Schat-
ten reflektierende Oberfläche — ist umspannt
von einem ausdrucksbewegten Kontur. Das ist das
Wesentliche. Was als bloßer Oberflächenreiz sinn-
lich fühlbar, dem einmaligen irdischen Zufall aus-
geliefert bleibt, wird in den Dienst einer allgemei-
nen, höheren und bestimmenden Form gestellt.
Aber das eine wird nicht dem anderen auferlegt,
sondern es entwächst ihm. So kann Scharffs künst-
lerische Handschrift zum Stil werden, der alle seine
Arbeiten unverkennbar macht, nicht nur die ideale
freie Gestaltung, sondern auch das dem Vorbilde so
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Edwin Scharff. VonW.Doede
Edwin Scharff. der Bildhauer, hat als Maler begon-
nen. Ein Fall, der gar nicht so selten ist, wie er
scheint. Aber der Maler schon liebte die Linie. Mag
dann bei dem Entschluß zur Plastik das Erlebnis
des Raumes seine Wirkung getan haben, der W ille
zur Linie ist geblieben. Das Malerische — am pla-
stischen Objekt die alle Grade von Licht und Schat-
ten reflektierende Oberfläche — ist umspannt
von einem ausdrucksbewegten Kontur. Das ist das
Wesentliche. Was als bloßer Oberflächenreiz sinn-
lich fühlbar, dem einmaligen irdischen Zufall aus-
geliefert bleibt, wird in den Dienst einer allgemei-
nen, höheren und bestimmenden Form gestellt.
Aber das eine wird nicht dem anderen auferlegt,
sondern es entwächst ihm. So kann Scharffs künst-
lerische Handschrift zum Stil werden, der alle seine
Arbeiten unverkennbar macht, nicht nur die ideale
freie Gestaltung, sondern auch das dem Vorbilde so
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