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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Schneider, Arthur von: Hans Thoma und die Kunstkritik
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0158

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

Hans Purrmann. Trient. Aquarell

Hans Thoma und die Kunstkritik. Von Arthur v. Schneider

Das Gesetz des Ministers für Volksaufklärung und
Propaganda über die Kunstkritik hat in erfreulich-
ster Weise — wir wissen es alle — die Mißstände
beseitigt, unter denen das Verhältnis des Künstlers
zum Kritiker seit langer Zeit litt und das unser
ganzes kulturelles Leben zu vergiften drohte.
Heute, wo sich seine Richtlinien bereits auszuwir-
ken beginnen, dürfte es von Interesse sein, sich der
Stimme unseres Altmeisters Thoma zu erinnern,
der ja selbst in seinen jungen Jahren unter einer
selbstherrlichen Kunstkritik so viel zu leiden hatte.
Sie deckt sich in weitestem Maße, um es gleich zu
sagen, mit den Motiven, die zur Formulierung des
..Schriftleitergesetzes" führten.

In den gesammelten Erinnerungsblättern Hans
Thomas „Im Herbste des Lebens" stoßen wir auf
einen kleinen Artikel .,Kunst und Kunstkritik" ge-
nannt. Er wurde in Frankfurt a. M. Ende Oktober

1900 zu dem besonderen Anlaß verfaßt, die "Werke
seines alten Freundes Otto Scholderer im Kunstver-
ein gegen die abfällige Meinung eines Kritikers in
den ..Frankfurter Nachrichten" zu verteidigen,
enthält aber auch, wie der Titel sagt, Erkenntnisse
allgemeiner Art zu dem aktuellen Thema. Wer
öffentliche Kritik ausübt, schreibt Thoma unter
anderem, nimmt ..ein großes Recht für sich in An-
spruch", das ,,durch große Pflichten balanciert wer-
den muß". Keineswegs hat der Kritiker ,,das Recht,
den Künstler persönlich zu beleidigen oder so her-
unterzusetzen, daß er dadurch zu Schaden kommt".
Zwei Typen von Kritikern sind Thoma besonders
verhaßt: der ..Entrüstungsphilisler" — wer denkt
hier nicht an den Bildungsphilister Nietzsches —,
der ,,alles haßt, was nicht seiner Genußfähigkeit
angepaßt ist", und der ..stolze Kritiker auf hohem
Roß, der sich als unfehlbar gebärdet, um seine Ken-

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