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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Heise, Carl Georg: Ludwig Kasper
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0048

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Ludwig Kasper. Ruhende

Ludwig Kasper. Von Carl Georg Heise

Die Preußische Akademie der Künste gewährt dem
Bildhauer Ludwig Kasper ein Griechenland-Stipen-
dium. Das ist eine erfreuliche Xachricht. Beim
Uberdenken der Beweggründe und der möglichen
Auswirkungen auf das künftige Schaffen des Mei-
sters — denn ein Meister ist er. kein Lernender
mehr im eigentlichen Sinne — stellt sich die Er-
innerung an jenen schottischen Bildhauer ein, der
sich kürzlich in einer Ausstellung deutscher Plastik
der Gegenwart zu dem begeisterten Ausruf hinrei-
ßen ließ: ..Käme ein Grieche wieder auf die Erde,
er würde angesichts dieser deutschen Arbeiten be-
glückt feststellen, daß echte plastische Begabung in
der Welt nicht ausgestorben ist!" Befragt, welche
Künstler er dabei besonders im Auge habe, nannte
er drei Namen: Georg Kolbe. Gerhard Mareks und
Ludwig Kasper.

So erfreut und dankbar wir solches Zeugnis aufneh-
men, so schwierig wird es für manchen Kunstfreund
sein, den Zusammenhang etwa zwischen so ver-

schiedenartigen Begabungen wie denen Kolbes und
Kaspers anzuerkennen. Aus der Nähe sehen wir die
Gegensätze, bei ruhigerer Überschau aus entfern-
terem Ort wird die Zugehörigkeit zum gleichen
Kulturkreis deutlich. Kolbes Figuren leben von in-
nen nach außen, ihre Form ist das schmiegsame Ge-
fäß zarter Beseelung. Gelingen sie nicht ganz, so
meldet sich die Gefahr eines malerischen Lyrismus
oder einer nur von außen her erzwungenen For-
mengebung, geraten sie aber bis zur Vollendung, so
durchwaltet den rhythmischen Wuchs der Glieder
ein im Beschauer mitschwingendes Stimmungsele-
ment aus der Sphäre des persönlichen Erlebens, so
tief und überzeugend, daß es für alle verbindlich
wird, die reines Herzens sind. Kaspers Figuren leben
von außen nach innen, ihre Formenklarheit ist vom
Anhauch der Seele nur leicht umstrahlt. Erreichen
sie nicht das Höchstmaß ihrer künstlerischen Mög-
lichkeiten, so bleibt ein unerlöster Best, eine Starr-
heit unbelebter Glieder, gelingen sie indessen voll-

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