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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Christoffel, Ulrich: Jüngere Münchener Maler, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0213

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Wilhelm Heise. Sommerliche Schilflandschaft

Jüngere Münchener Maler, I. Von Ulrich christoffei

(Ein zweiter Teil folgt)

Mit jeder neuen Jugend wachsen auch wieder junge
Künstler heran und treten allmählich in die Öffent-
lichkeit,und wenn ihre Bilder sich in den Ausstellun-
gen begegnen, ergehen sie neue Klänge und Melodien,
man spürt zwar das gemeinsame Herkommen aus
derselben Vergangenheit, aher auch einen neuen,
andersgearteten "Willen, unversehens hat sich ein
Wandel in der Malart, Auffassung und Erfindung
vollzogen und eine neue Münchner Schule ist leben-
dige Wirklichkeit geworden, als ob die Künstler, die
sich alle durch Familien- und Stammesherkunft,
Schulung und Wollen unterscheiden, in unbewuß-
tem Einverständnis handelten. Es ist nicht nötig, für
ein neues Leben neue V orte zu finden, wenn man
sein Dasein spürt und anerkennt. Allgemein darf
man von einer Bückkehr zum Handwerk wie zu
allem Beständigen, Heimatlichen, Innerlichen reden
und von einer entschiedenen Ahwendung von allem
Wirkungsvollen und Oberflächlichen.Die neuen Bil-
der geben dem Laien ein Gefühl der Sicherheit, daß
er sich der Führung der Künstler anvertrauen darf
und daß sich die Kunst hei den Künstlern in guten
Händen befindet. Es soll nun der Versuch gemacht

werden, eine Gruppe jüngerer Münchner Maler im
Zusammenhang vorzustellen und in einem spätem
Aufsatz auf die jüngeren Bildhauer hinzuweisen.
Werner Paul Schmidt wurde 1888 in Thüringen,
in Nauendorf bei Gotha, geboren und besuchte die
"Weimarer Akademie, bevor er 1906 nach München
kam. Er war zuerst Graphiker und zeichnete für den
Inselverlag, den Drei-Masken-Verlag und für
KurtWolff Buchschmuck und Illustrationen zu schö-
nen Ausgaben von Goethes Hermann und Dorothea
und Götz von Berlichingen, zu Gauthier und Balzac,
wobei er sich in Text und Textbild mit der feinemp-
findenden Anpassung eines Klavierbegleiters ein-
fühlte. Auch in der Malerei besaß er von Anfang an
den Sinn für Tonwerte und den Stoffklang der Far-
ben, aber den eigenen Bildstil fand er erst im letzten
Jahrzehnt. Seine stillebenhaften Mädchen und Kin-
der, Schlafenden, Hirten und Gärtnerinnen, Tiere
und Blumen spiegeln ein schönes Ausruhen des Men-
schen in der Natur, wie es Pieter de Hooch oder
Chardin gemalt haben, und in den weidenden Kühen
oder den Kindern im Freien liegt eine leise, wohl-
tuende Besinnlichkeit. Aber im Idvllischen des Bild-

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