Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (52.1936-1937)

Karl Döbel, Kassel. Dämmerung
Ausstellung Nordwesfdeutscher Künstler, Essen

verlangt. Gottlob entspricht die Malerei solchem
Verlangen nicht äußerlich. Der Heroismus liegt im
Herzen, nicht in der Geste. Er stählt und läutert
sich in der Erkenntnis, nicht im Plakat. Kurz: an
der Essener Ausstellung mag. wie man sie auch im-
mer nimmt, manches auszusetzen sein. Sie hat trotz-
dem ihren Zweck erfüllt. Der Weg geht — um das

zu wiederholen — durch das Herz des Künstlers.
Das nächste ist. mit dem ganz unartistischen Her-
zen das Herz der andern, der Mitmenschen, zu ge-
winnen, die gleichfalls ganz unartistisch bei der
Arbeit sind. Das will uns ebenso schwer wie leicht
erscheinen.

Es wurde in Essen sehr viel angekauft.

Mündliche Künstlerurteile. Von Tiaugott Schakher

In dem Buche ..Künstlerische V ege und Ziele"",
Schriftstücke aus der Feder des Malers Julius
Schnorr von Carolsfeld. schreibt der Herausgeber
Franz Schnorr von Carolsfeld: . . . die Einseitigkeit
künstlerischer Selbsttäuschung wird fast überboten,
wenn neuerdings . . . Kunstgelehrte, die Künstler in
ihre Schranken verweisen wollen, meinen: ein Ma-
ler gehöre vor eine zu bemalende, aber nicht eine
bemalte Leinwand, oder behaupten: ..Die Künstler
selbst verstehen in der Regel das geringste von
Kunst: die größten Torheiten über Kunst sind von
Künstlern ausgesprochen worden."' Franz Schnorr

von Carolsfeld hat damit wirklich eine sehr ver-
breitete Ansicht festgenagelt. Unbestreitbar sind die
Künstler in ihren Urteilen oft einseitig und unge-
recht, das sind aber gelegentlich auch die Kunst-
schriftsteller. Dafür zeichnen sich die Künstler-
urteile dadurch aus. daß sie meistens vom Stand-
punkt des Handwerks aus abgegeben werden, daß
sie klar und eindeutig sind, meist aufschlußreich
zur Beurteilung des urteilenden Künstlers. Bevor
wir zu den Erteilen über bildende Kunst und Künst-
ler übergehen, seien zwei bezeichnende Künstler-
urteile über Werke anderer Kunstgattungen vor-

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