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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Hellwag, Fritz: Zu den Bildern von Wilhelm Schnarrenberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0057

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Wilhelm Schnarrenberger. Am Tisch

doch plötzlich Erschautem hingegeben, ordnet seine
Eindrücke genießend und bildend, bildmäßig im
Gedächtnis. Stets arbeitet dieser Künstler zu Raum
und Gleichgewicht hin, beide sind ihm Einheit, fast
mehr noch als durch Form wird sie durch Farbe er-
zielt und ausgewogen.

Wenn Schnarrenberger Menschen malt, werden es
unweigerliche Porträts oder besser: Bildnisse. Das
beweist seine Einstellung zu ihnen, er nimmt sie
ernst in ihrem Wesen und in ilrremTun. Paare oder
Gruppen sind selten in tätiger Beziehung darge-
stellt, sie stehen und bewegen sich scheinbar ge
trennt; aber im Ausdruck, meist tiefen Ernst kund-
gebend, wird ihre Verbundenheit, ein schicksalmä-
ßiges Weben durch den Raum, in dem sie sich mit-
einander befinden, fühlbar. Am äußerlichen ,.Schö-
nen" und Idealisieren ist dem Maler nichts gelegen,
vielleicht nimmt er das Leben sogar ernster als not-
wendig; aber aus seiner LTnfeierlichkeit erwächst
ihm eine schöne und treuherzige Melodie des All-

tags, wie sie z. B. aus der abgebildeten, friedlichen
Familienszene widerklingt, in deren Darstellung
übrigens mehr Kunst und Können bewiesen ist, als
man vielleicht bei flüchtiger Betrachtung der unfar-
bigen Wiedergabe glauben möchte. Das darf man
auch von der auf der Wiese liegenden Frauengestalt
annehmen, da ein großer schwarzer Fleck im Bilde
schwer zu behandeln, hier aber gegen die Umge-
bung in mehrfachem Grün gut ausgeglichen ist;
daneben das stille Leuchten des Gesichtes mit ern-
stem, nachdenklichem Ausdruck.
Professor Y\ ilhelm Schnarrenberger hatte schon als
Lehrer an der Kunstgewerbeschule in seiner badi-
schen Heimat Karlsruhe einen guten Ruf als Gra-
phiker und lebt jetzt in Berlin; als Maler suchte er
sich seit einigen Jahren mit besonderer Gewissen-
haftigkeit den eigenen Weg und scheint ihn bereits
gefunden zu haben. Seine Einstellung wirkt per-
sönlich und überzeugend.

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